10 Dinge-Granny Edition

Ach, jetzt mal ehrlich, der Februar…also auch mit viel Wohlwollen und wechselseitigem BemĂĽhen-ein einfacher Charakter ist er nicht. Auf dem Sofa fiebern ein paar Kinder vor sich hin, drauĂźen hängt eine trĂĽbneblige Kälteglocke ĂĽber dem Haus und die Sehnsucht nach ein wenig Wärme, Licht und Leichtigkeit steigt proportional zu den Fieberkurven. Gleichzeitig schäme ich mich. Weil es mir unfassbar ungehörig erscheint ĂĽberhaupt so etwas wie Widerwillen wegen eines Monats und seiner wenig ansprechenden Eigenschaften zu empfinden, wenn man gerade nicht in der TĂĽrkei, Syrien, der Ukraine oder einem der anderen schwer misshandelten Regionen der Welt versucht zu ĂĽberleben. Und dann schäme ich mich fĂĽr die Scham, weil auch sie eine Zeugin der eigenen Egozentrik ist. Ein endloser Kreislauf, der natĂĽrlich niemandem nutzt. Ich lese, dass es vielen so ergeht. Das Leid der Welt macht hilflos und sprachlos. Du kannst spenden, du kannst beten und du kannst mitfĂĽhlen, immer wieder, und dann will und muss der Alltag in dem man selbst gestellt ist gut gelebt und bewältigt werden. Dabei hilft auch in diesen Wochen sich auf das zu besinnen, was trägt und hält, was dich dankbar sein lässt und stärkt, was das Leben ein bisschen wärmer, heller, leichter macht.

Ich nenne meine Zehn dieses Mal „Granny Edition“ und komme damit gleich zu meiner Nummer 1.

  1. Veronika Smoor hat ein neues Buch mit dem Titel „What would grandma do?“ geschrieben und es flatterte genau zum richtigen Zeitpunkt in meinen Briefkasten. Mich hatte nämlich auch ein grippales Irgendwas lahmgelegt. So lahm, dass ich auf der Couch bleiben musste, aber so lebendig, dass ich ausgiebig in dieser kleinen Schatztruhe zwischen zwei Buchdeckeln in aller Seelenruhe schmökern konnte. Das Besondere an Veronikas BĂĽchern liegt vor allem darin, dass sie immer ihr Herz, das, was sie wirklich bewegt und umtreibt, mit in ihre Worte hineinwebt. Das macht sie glaubwĂĽrdig, authentisch und unheimlich ansteckend. Seit vielen Jahren brennt Veronika fĂĽr einen einfachen und nachhaltigen Lebensstil, nicht um irgendeinem Trend hinterherzurennen, sondern aus tiefer Ăśberzeugung. Das neue Buch ist die Essenz aus ihren eigenen Erfahrungen, ihrer persönlichen Geschichte und der ihrer Eltern, ihrem Ausprobieren. Herausgekommen ist eine Sammlung an guten Gedanken, Rezepten, Tipps und Tricks fĂĽr ein nachhaltiges, Schöpfung und Seelenruhe bewahrendes Leben. Weniger Konsum, weniger Verschwendung von Ressourcen und Zeit, weniger Hinterherhecheln der neuesten must-haves. Mehr Besinnung auf das alte Wissen unserer GroĂźmĂĽtter, mehr Vertrauen auf die Selbstwirksamkeit unserer Hände, mehr Freude an den einfachen Dingen. Das macht groĂźe Lust darauf, die Oma in dir zu entdecken. Vielleicht ist ja gerade der trĂĽbgraue Februar eine gute Gelegenheit damit anzufangen.

2. Manches von dem, was ich in Veronikas Buch gefunden habe, macht mir selbst schon lange Freude. Sehr beruhigend-ich muss also nicht bei null anfangen. Stricken ist mein persönlicher Ausdruck von slow living und Selbstwirksamkeit. Es dauert seine Zeit, bis aus ein paar Knäulchen Wolle ein echtes Kleidungsstück geworden ist. Ist es aber erstmal fertig, dann ist es einzigartig und über viele, viele Jahre tragbar. So wie dieser wunderbare grüne Rainbow-Sweater, den sich ein Neunjähriger dringend gewünscht hat.

3. Auch Brot backen macht mich schon lange glĂĽcklich. Die Handgriffe sind mir mittlerweile so vertraut, dass es mir mehr MĂĽhe machen wĂĽrde irgendwo eines zu kaufen. Im Buch habe ich aber eeeendlich ein ordentliches Toastbrotrezept gefunden (gekauftes Toastbrot gruselt mich. Schon allein, weil es nicht verdirbt. Sehr seltsame Eigenschaft bei einem Brot). Das Rezept stammt von Sonja aus der schweiz. Backe ich jetzt schnell ein Toastbrot, dann denke ich freundlich an gleich zwei liebe Bloggerfreundinnen und schicke ihnen im Herzen einen GruĂź. Ein Foto vom Toast habe ich nicht. Wurde immer sofort aufgegessen.

4. Zu meinen unerschütterlichen Grundwerten gehört das Teilen und Feiern von Gemeinschaft. Ich schätze, dass wird auch im hohen Alter noch so sein, es ist mein persönlicher Glaubensvollzug. Also nutze ich jede Gelegenheit die ich dafür bekommen kann. Deshalb schmeiße ich den Ofen an und teile mit der Kommuniongruppe Amerikaner und Limo. Jesus ist Liebe und Gemeinschaft. Schmeckt und merkt das ihr Lieben, immer und immer wieder.

5. Lange habe ich mir einen eigenen Platz gewünscht, und ich meine das wirklich sehr wörtlich. Sammelt sich die Sippe am Abend im Wohnzimmer wurde nämlich zwischenzeitlich der Platz knapp, weswegen ich schon diverse Filmlängen auf dem Boden verbracht hat. Mein Rücken beschwerte sich sehr grannymäßig und sehr vehement. Der Gatte schenkte mir zum Geburtstag einen Sitzplatz und ich freute mich. Der Sitzplatz erwies sich als schön, aber irgendwie unbequem. Der Gatte ist ausgesprochen langmütig und schenkte mir zu Weihnachten einen passenden Fusshocker. Letzte Woche war er endlich da und seither jubelt meine innere Oma und der Rücken. Mein Platz!

6. Der Trockner ist gestorben. Vor einigen Monaten hielt er der Last nicht länger stand und gab den Geist auf. Wir haben ihn nicht ersetzt. Wir hängen stattdessen die Wäsche auf und weil wir naturgemäß sehr viel davon haben, muss man das täglich machen. Ich kann Hausarbeit nicht leiden. Aber kein Wäschetrockner mehr zu haben spart jede Menge Geld und Energie und Kleidung (hält nämlich länger). Wäsche aufhängen hat tatsächlich etwas meditatives und ich freunde mich immer mehr damit an. Mal schauen, wie lange wir durchhalten…

7. Hast du es gemerkt? Ich melde mich hier nur noch vierzehntägig. Das liegt daran, dass ich an einem neuen Buch arbeite und meine Zeit nun mal sehr beschränkt ist. Die produktivsten Momente sind die, in denen ich ganz wie zu Uromas Zeiten mit einem Stift auf Papier schreibe, alle Wörter wild durcheinander, wie sie mir in den Sinn kommen. Das Schreiben fordert mich. Nicht so sehr, wegen der Arbeit, sondern wegen allem, was ich in mir durchdenken muss, was ich in mir bewege, den Fragen, denen ich mich stelle. Das wird kein Familienbuch. Aber so oder so wird es von Herzen kommen. Das ist sehr echt und deshalb sehr erfüllend.

8. Früher zwang ich mich zum Sport um endlich abzunehmen, endlich weniger zu sein, dafür aber eine bessere Version meiner selbst. Aus dem Alter bin ich raus. Und mache trotzdem so viel Sport, wie noch nie, weil ich ihn nicht gegen mich, sondern für mich mache. Für meinen Rücken, für Beweglichkeit, die bitteschön auch in dreißig Jahren noch erhalten sein soll. Ich bin eine schützenswerte Art und deshalb sorge ich für mich. Ich fürchte, das grenzt fast schon an Altersweisheit.

9. Der Februar schreit nach Suppe und ich gebe dem Geschrei gerne nach. Ordentliche, altmodische Gemüsesuppe. Dann fühle ich mich von innen gewärmt, satt und zufrieden. Was ist das nur mit Suppe, dass sie solche Eigenschaften hat?

10. Manchmal hat man frĂĽh am Morgen GlĂĽck und bekommt jetzt wieder einen Sonnenaufgang geschenkt. Das macht mich unfassbar froh, denn ich bekomme umgehend eine Ahnung von FrĂĽhling, von Aufbruch und Neubeginn. Ich laufe wieder durch „meinen“ Weinberg mit „meinem“ Hund und ohne Stöpsel in den Ohren. Laufe durch eiskalte Morgenluft und sortiere meine Gedanken, mein Herz und meine Anliegen. Sehe Rehe und Hasen und das sich verändernde Licht. Manchmal ist es gut, so zu gehen, wie deine Oma es getan hätte. Im Hier und Jetzt. Mit deinem Herz und deinem Gott und vielleicht mit deinem Hund.

Vielen Dank allen, die bei der Verlosung beim letzten Mal teilgenommen haben, für alle lieben und wertschätzenden Kommentare! Ich habe mich so sehr gefreut!! Über Danielas Buch dürfen sich Verena Maierhofer und Bettina mit vier Kindern freuen. Schreibt mir doch unter s.geissler@gmx. de eure Adresse, dann kommt bald Post!

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4 Kommentare zu „10 Dinge-Granny Edition“

  1. Meinen Februar wird erhellt durch den Geburtstag meiner Tochter, unseren Hochzeitstag und erstes morgendliches Vogelgezwitscher und endlich Sonnenschein nach all dem Nebelgrau und einigen Tagen im Schnee.
    Liebe GrĂĽsse

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