Gestern Morgen war es soweit. Nachdem ich mich noch nicht mal annähernd vom letzten Katastrophenwochenende erholt hatte, musste ich eingestehen: ausdauerndes Kopfjucken an unterschiedlichen Stellen ist wahrscheinlich nicht unbedingt nur der infernalischen Stechmückenplage geschuldet, die uns seit Wochen heimsucht. Die genauere Untersuchung zeigte rote Ohren. Ich schluckte tapfer ein paar Selbstmitleidstränchen runter, verabschiedete mich von meinem lang ersehnten Ostheopathietermin und packte mein Kind ins Auto. Die Medizinische Fachfrau erkannte sofort Nissen und stellte vorsorglich gleich zwei Rezepte für Läusemittel aus.
Nach halbstündiger Einwirkzeit zeigte sich langsam das ganze Ausmaß des Debakels. Gleich 25 von den Mistviechern konnte ich erlegen. Ich weiß gar nicht, was für mein Kind schlimmer war: die Läuse, oder die Tatsache, dass das Klassengrillfest am Nachmittag keine Option mehr war. Ich zog Betten ab, konfiszierte Kuscheltiere und provozierte damit direkt den nächsten Tränenausbruch.
Am Nachmittag stellte sich dann raus, dass gleich vier meiner Nachkommen dasselbe Problem teilten. Mittlerweile flatterten auch schon die Sofakissenbezüge an der Leine. Der Nissenkamm arbeitete sich durch wolliges Kinderhaar. Aber geteiltes Leid ist halbes Leid, die Stimmung stieg. Was soll’s, dachte ich mir und verkündete den Start des innerfamiliären Grillfestes unter der Woche. Und ich habe sogar das Grillen von Marshmallows zum Nachtisch erlaubt. Große Läusefragen brauchen Zucker als Antworten. Die läusebefreite Kinderbande zog mit gutgeölten Haaren und bester Laune in die Betten . Ich sank ermattet auf mein Sofa.
Ganz ehrlich: ich kapituliere. Die Alltagskatastrophen lassen mir keine Wahl. Planen ist sinnlos. Zur Zeit bleibt nur ein Gefühl von Augen zu und durch, während alles auf mich einprasselt. Gerade jetzt versuche ich, die kleinen Schönheiten nicht aus den Augen zu verlieren. Wenn alle Läuse haben, dann schafft das auch ein Wir-Gefühl. Ist doch super. Und bei allem weiß ich ja, Gott sei Dank, wie gut es uns geht.
Oh und weil der Mensch wenigsten kleine Erfolgserlebnisse braucht und das Töten von Läusen nicht unbedingt dazu gehört, habe ich gestern noch schnell Geburtstagseinladingen fabriziert. Die haben mich dann ein bißchen getröstet