Ab in die Wüste

Aschermittwoch. Während ich die letzten vorwitzigen Luftschlangen zusammenfege, trage ich noch ein Lächeln im Gesicht. Die letzten Tage waren schön. Viel frohe Familienzeit, entspannt und heiter, das Lachen und die Ausgelassenheit der Kinder hallt noch nach. Wir haben viel zusammen unternommen und es uns gut gehen lassen. Heute ist Aschermittwoch. Ich bin da gar nicht böse drum, ich mag die Fastenzeit als Vorbereitungszeit auf das mir wichtigste und liebste Fest im Jahreskreis.

Wie in jedem Jahr erklären wir den Kindern die Fastenzeit als genau diese: die Vorbereitungszeit auf Ostern. Jedes große Fest bedarf einer gründlichen Vorbereitung. Wir räumen auf und putzen, damit es dann am Festtag selbst schön und auch wirklich festlich ist, damit alle sich wohlfühlen. Fastenzeit ist Hausputz von innen. Was hat sich da alles eingeschlichen und modert in den Ecken rum? Was belastet uns und nimmt uns Raum und Luft zum Atmen? Die Kinder verstehen das sehr genau  und sind ganz wild auf einer Aufräumaktion dieser Art, um der Osterfreude Platz zu schaffen. Sie verzichten ganz klassisch auf Süßkram und das Nutellaglas bleibt im Schrank. In einem Anfall von Selbsterkenntnis hat mein Großer aber ganz richtig festgestellt, dass ein Süßigkeitenverzicht keine seiner Durcheinanderecken berührt. Es macht ihm schlicht nichts aus, sie spielen in seinem Leben keine Rolle ( der Glückliche!). Aber die alltäglichen Notwendigkeiten und Pflichten, mit denen hadert er sehr. Seine Schwester stimmt da zu. Und so nehmen sie sich für die Fastenzeit ihre persönliche to do-Liste vor. Die haben sie schon länger- allein an der Umsetzung haperte es bis jetzt.

Für mich persönlich heißt Fastenzeit einen Gang in die Wüste zu unternehmen, um die Auseinandersetzung mit meinen ureigenen Dämonen aufzunehmen. Meine Dämonen sind weder sehr phantasievoll noch sehr originell. Es ist das Weinglas, dass mir Entspannung vorgaukelt und die Schokolade, die schnellen Trost verspricht, das Futtern  zwischendurch, wenn der Stress zu groß wird und das Übergehen meiner eigentlichen Bedürfnisse. Über die Jahre habe ich sie ganz gut kennengelernt, diese fiesen Gesellen und schon häufiger habe ich sie davongejagt. Sie kommen immer wieder. Mal dauert es länger mal kürzer. Manchmal lassen sie  sich häuslich nieder. Das wird mich nicht davon abhalten, sie auch immer und immer wieder davonzujagen. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt dafür, denn Ostern, ja Ostern ist für mich wirklich das Größte.

Gestern dachte ich darüber nach, wie schade es eigentlich ist, dass wir zwar Adventskalender kennen, aber keine Fastenkalender (ich meine jetzt nicht Andachtsbüchlein für Erwachsene). Eine Unterstützung bei der Umsetzung all dieser guten Vorsätze, damit sie nicht in der Hektik des normalen Alltagsgeschäftes sang und klanglos untergehen. Inspiriert durch den noch kahlen Kirschbaum vor unserem Haus, habe ich mir einen eigenen Kalender  überlegt. Jetzt hängt ein großer kahler Fastenbaum an unserem Schrank im Wohnzimmer. Für jeden geschafften Tag werden wir Blüten und Blätter drankleben.  So haben wir auch gleich einen Ansatz um uns abends vor dem Vorlesen über unser Fasten auszutauschen. Gemeinsam ist ja immer besser als allein. Der Himmel ist schon mal optimistisch blau. Die Sonne? Ja, die Sonne fehlt. Und meine Kinder hatten sofort die Lösung parat. Die Sonne kleben wir an Ostersonntag darauf. image

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