Immer noch Sommerferien und ich reibe mir verwundert die Augen. Ich kann tatsächlich hier sitzen und ein wenig schreiben. Trotz Sommerferien. Damit war ja nicht zu rechnen. Gerechnet hatte ich mit Forderungen nach dem vollen mütterlichen Bespaßungsprogramm. Mit gelangweilten Ferienkindern, die laut nach Ausflügen, öffentlichen Freibädern und Fremdanimation rufen. Und nun sitze ich hier mit meinem Nachmittagstee und keiner will was von mir. Und das nicht nur heute, nein, das läuft hier schon seit zweieinhalb Wochen so, seit der Rückkehr aus dem Urlaub.
Innerhäusige UmbaumaĂźnahmen standen an, gefolgt von ZimmerumzĂĽgen und dem groĂźen Misten. Während der Gatte schraubte und tapezierte, räumte ich Klamotten und Spielzeug säckeweise von oben nach unten und von rechts nach links. Allein die Kinderbande war gänzlich unbeeindruckt. Sie riefen fĂĽr sich einen Piratentag aus, verkleideten sich und waren ab da nicht mehr wirklich zu sehen. Ab und zu dringt ein lautes “ Buddel voll Rum“ an mein Ohr, im Vorbeigehen sehe ich plötzlich ein Zelt in unserem Garten. Häää? Seit wann können die das?! Alles was an diesem Abend noch von uns Eltern gefordert ist, ist ein Feuer im Garten und ausreichend Futter. Und so geht es munter weiter. Ich sortiere BĂĽcher aus und hinter mit ziehen Jim, Lukas und Emma, die Lokomotive vorbei. Versunken in ihrer Welt. Ich bestelle Berge von SchulbĂĽchern und drauĂźen tobt eine Poolparty. Ich schicke kurz und mit aufrichtig schlechtem Gewissen einige entschuldigende Gedanken an unsere Nachbarschaft. Das Wetter ist warm, die Sonne scheint vom blauen Himmel und ich kann meine Nachkommen von den VorzĂĽgen zivilisierter Bekleidung nicht mehr ĂĽberzeugen. Wäre ja auch viel zu anstrengend, all das An und Ausgeziehe zwischen den Poolsessions. Sei‘ s drum, dann habe ich halt weniger Wäsche. Die Tage verschwimmen im Rythmus endloser Spiele, Hörspiele, Planschen, Hängesitz schaukeln und Geschichten ausdenken. Das können sie gut. Was wäre wenn… ich Geheimagent, Prinzessin, megarreich, Räuber wäre….Und  das Rumspinnen geht ĂĽber Stunden. Und Uno spielen. Spielen. Spielen. Spielen.  Ab und an backe ich ein paar Waffeln, schmeiĂźe eine Runde Eis oder lese ein biĂźchen vor. Mehr wird von mir nicht verlangt. Mein BedĂĽrfnis, das entstehende Chaos zu beseitigen, ist meines und nicht ihres.
Es bleibt ein Rätsel, wie wir aus diesen Räubern in einer Woche wieder anständige Schulkinder machen sollen. Aber ganz ehrlich: ich gönne ihnen  diese Leben von Herzen. So muss ein Sommer sein. Ohne Verpflichtungen, ohne Müssen, ohne Termine. Und es bestätigt mich in meiner tiefen Überzeugung, das Kinder kein minutiös durchgetaktetes Ferien und Bespaßungsprogramm brauchen, sondern ihre Phantasie nahezu grenzenlos ist, wenn man sie nur lässt. Er ist herrlich dieser Sommer, und ich hoffe, dass sie ihn wie Frederic in ihrem Herzen bewahren. Das endlose Spielen, das Blau des Himmels und die strahlende Sonne. Der Geruch von Lagerfeuer und Chlorwasser. Das sie davon zehren können, wenn sie an einem trüben Novembertag im Klassenzimmer sitzen, wenn jeder wieder seine eigenen  Wege geht und uns der geregelte Alltag wieder hat.
Hallo Sandra, super genialer Artikel. Du hast mir voll und ganz aus dem Herzen gesprochen. Ja, genau das brauchen Kinder und es tut einfach nur gut, ihnen und uns. LG, von den 5kasper
Hallo Barbara, wie schön von dir zu hören… Ich habe erst jetzt das Prinzip hier verstanden…also auch jetzt erst die Antwort. Liebe GrĂĽĂźe an die ganze Familie.ich wĂĽrde euch gerne mal Wiedersehen.