Ein Strauß Januar

Gestern stand ich in meinem Wohnzimmer und dachte: „Ach, guck mal, wie kahl!“ Denn da ist nichts mehr. Kein noch so kleiner Stern ziert irgendeine Scheibe, alle Engelchen sind mit einem letzten Flügelschlagen abgewandert und selbst die Leben verheißenden Barbarazweige sind endgültig verwelkt und entsorgt. Meine Lieblingsblumenvase (ein dänisches Mitbringsel aus unserem Schwedenurlaub- wer weiß, was wir dieses Jahr aus Dänemark mitbringen werden, vielleicht finnische Teller?), diese Lieblingsvase also, fast das ganze Jahr über gefüllt mit Blumen oder Zweigen, steht jetzt ganz nackig da.

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So wie sie da steht, ungefüllt und reduziert, stellt sie eine ähnliche Herausforderung dar, wie dieser dauertrübe, verregnete und windige Januar. Auch er fährt unser Leben runter, reduziert es aufs Nötigste und Wenigste. Keine Feste im Hintergrund, keine Outdooraktiviäten, kein Gartenleben und keine Feiertage. Das ist Alltagsleben at its best, clean, reduziert und pur. Es wäre ein Leichtes, meine Vase mit zwei, drei Sträußen Gewächshaustulpen aus dem Discounter zu füllen, aber gerade erscheint es mir unpassend. Es ist Winter, noch nicht mal annähernd  Frühling und dieser Winter in all seiner Reduziertheit will ausgehalten werden, und genau so ist er auch ein Geschenk. Eine Zeit, in der wir nicht jede Minute mit Aktivität vollstopfen müssen, eine Zeit zum Pläne schmieden für die helleren Tage, eine Zeit für die leisen Töne, zum Hinhören, auf das, was werden soll. Eine Zeit, die neben der Arbeit noch Raum lässt, für gemeinsame Stunden, fürs Spielen und Lesen. Du darfst dein Inneres ein bisschen sortieren, aber den anderen Kram getrost noch eine Weile liegen lassen- es heißt nicht umsonst Frühjahrs und nicht Winterputz. Gar nicht so leicht, das Aushalten, oder?

Ich habe die Blumen also im Supermarkt gelassen und fülle meine Vase stattdessen mit einem  Strauß voll Januar, du siehst ihn nicht, du kannst ihn nur fühlen. In meinem Strauß ist ein Zweiglein

Dschungelbuch vorlesen. Das Original, bild- und sprachgewaltig fesselt es uns und hat nur wenig mit dem alten Walt-Disney Klassiker zu tun. Wobei die Neuverfilmung mit echten Menschen und „echten“ Tiere hier ein absoluter Filmliebling ist.

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warme, gefüllte Hefehörnchen. Die stellst du natürlich nur in deine Vase, wenn du nicht gerade leichter lebst. Oder du machst es wie ich und stellst sie rein, aber lässt sie deine Kinder essen. Deren Freude sättigt dann das Herz, und zwar ganz wunderbar. Und der Geruch nach warmen, frischen Hefegebäck ist einfach himmlisch. Nein, ganz im Ernst, ich bin mir sicher, im Himmel wird es ein bisschen so riechen.

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einige Ästchen „Inventur machen“. Mein Söhnchen zählt sein Kühe, ich überlege, was ich habe und wo ich hin will. Es ist eine Bestandsaufnahme meiner Seelenregale, manches hat Staub angesetzt, einiges darf entsorgt werden, weil es schon zu lange zu viel Raum einnimmt. Manches muss ergänzt werde, ich weiß noch nicht genau, wann und wie, aber ich schmiede leise Pläne.

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ein großer Arm voll Kuschel und Streicheleinheiten füllt die Vase ganz schnell. Ständig halte ich inne, werde unterbrochen oder angehalten. Und dann kannst du uns auf dem Boden hocken sehen, oder auf der Treppe, dem Sessel oder dem Küchenhocker, egal, kurze Pause und drücken. Wir versichern uns, wie gern wir einander haben und dann geht das Leben weiter. Ich genieße diese kleinen Tankstops so sehr, denn wenn wieder die Zeit zum Schaukeln und Stöcke suchen oder gar zum Planschen kommt, tja, dann steht einem der Sinn nicht mehr ganz so sehr nach solcherlei Rastpunkten, dann nimmt das Leben an Fahrt auf und du hast es eilig, auf den nächsten Spielplatz oder in den Garten zu kommen.

Und….hast du es gesehen? In meiner Vase erlaube ich noch keine Tulpen, aber auf meinem Oberteil dürfen sie schon blühen. Da habe ich mich doch glatt selbst beschenkt und das verleiht meinem Strauß das gewisse Etwas…

zuletzt noch einige Blüten vom Malen, Spielen, Stricken und Experimentieren. Einfach nur so, aus Lust an der Freude, am Zeitvertreib. Was kann man nicht alles mit ein paar Röhrchen anstellen. Und wie nett macht sich mein neues rotes Kissen auf meinem Lieblingssessel.

Ach, er gefällt mir doch ganz gut, mein Strauß voll Januar, er macht das Haus ganz wohnlich und gemütlich und meine Vase bleibt noch eine Weile, wie sie ist, nämlich leer. Der Vorteil ist auch, dass mein Januarstrauß nicht ganz so schnell welk wird, er verschönert dir  diese stillen Tage und du musst noch nicht mal das Wasser wechseln. Ich hoffe doch von Herzen, dass du dir einen ähnlich schönen Strauß binden kannst? Und falls du ein paar Hefehörnchen hinein stellen willst, dann gebe ich dir hier das Rezept (es mutet etwas seltsam an, aber es ist wirklich ganz wunderbar)

Gefüllte Hefehörnchen

Du löst einen halben Würfel Hefe in 250 ml lauwarmer Milch und 4 Esslöffel Zucker auf. Dann gibst du 500g Mehl Typ 550, 1 Pr Salz, 1 Päckchen Backpulver, 1 Ei und 100 ml Öl dazu. Alles zu einem Teig verkneten, etwa 5 Minuten lang. Dann rollst du ihn zu einem Kreis aus, den du in Tortenstücke schneidest (etwa acht).  Dann die breite Seite nach Lust belegen, gerne auch herzhaft mit Käse und Schinken. Ich habe mit einem Teelöffel Nutellahäufchen abgestochen und auf einem Backpapier eingefroren. Die gefrorenen Nutelladrops dann mit eingewickelt. Es funktioniert auch zwei Stückchen Kinderschokolade, oder Marmelade, was du willst. Dann die Tortenstücke von der breiten Seite aufrollen und mit Eigelb bestreichen. Ab in den vorgeheizten Ofen und nach 12-15 Minuten die Raubtiere füttern.

1 Kommentar zu „Ein Strauß Januar“

  1. Dein Januarstrauß gefällt mir sehr! Er ist wunderbar und ganz besonders. Nein, keine Frühjahrsblüten vom Discounter. Es ist Januar. Dafür viele Lesestunden und Kuscheleinheiten. Und diese Hefeteilchen. Mhhh… die würde ich auch gerne genießen.

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