Also, wir kommen aus dem Feiern gar nicht mehr heraus, die Festchen reihen sich aneinander, wie die Perlen auf einer Schnur. Während groĂźe Teile der Republik sich noch den Pfingstferienschlaf aus den Augen reibt, die erholten Glieder reckt, um sich doch hoffentlich enthusiastisch und bienenfleiĂźig in den verbleibenden Teil des Halbjahres zu stĂĽrzen, klopfen bei uns schon die Sommerferien an die TĂĽr. Die Tage und Wochen davor liefern sich, wie in jedem Jahr, einen unfassbar albernen Zickenkrieg mit der Vorweihnachtszeit, wer wohl die festlichste, terminĂĽberladenste und trubeligste Zeit des Jahres sein darf. Ich schätze, dieses Jahr gewinnt der Sommer. Wir feiern Klassenfeste, Kindergartensommerfeste, Geburtstag in allen Varianten, Hoffeste, Schulfeste, Einschulung (jaja, was man vor den Ferien kann besorgen….), Ausschulung- manchmal gleich mehrere Feste an einem Tag. Und wenn sich die Sippe nicht gerade um irgendeinen Grill schart, dann findet man den Nachwuchs unterwegs auf AusflĂĽgen, in Museen, römischen Villen oder VergnĂĽgungsparks. Das ist alles wunderschön und alles wunderschön anstrengend. Der Mensch verträgt nur ein gewisses MaĂź an BratwĂĽrsten und gebackenem Schafskäse und ich habe ständig Angst, aus Versehen vor dem verkehrten Grill zu stehen oder das falsche Kind dem richtigen Ausflug mit zu geben. Und FuĂźball hat noch gar nicht angefangen!
Wenn wir uns nicht gerade von Fest zu Fest futtern, dann findest du mich in der KĂĽche, wo ich fĂĽr das nächste Fest….naja, du weiĂźt schon….oder ich scheuche die Kinder den Kirschbaum hoch, der voll mit sĂĽĂźen, roten Kirschen hängt, ĂĽber und ĂĽber. NatĂĽrlich wollte ich clever sein und brachte zum Samstagsgrillfestchen eine SchĂĽssel der prächtigsten Kirschen mit, aber da standen schon drei andere und wir nahmen unsere wieder mit, hmpf.
Und dann merke ich plötzlich, in all dem Trubel, wie mein Herz nach Ruhe ruft, nach einer Pause, um all die Begegnungen und Treffen ĂĽberhaupt sortieren zu können, nach Langsamkeit und ein bisschen Stillstand in dieser veränderungsreichen Zeit. Denn plötzlich ist mein Mädchen zehn. Plötzlich schulen wir sie schon um, ist die Grundschulzeit hier in unserer ĂĽberschaubaren kleinen Stadt fĂĽr sie vorbei, werde ich zusehen, wie sie die groĂźe Stadt fĂĽr sich entdeckt und sich ganz neue Welten öffnen (hatte ich nicht gerade, vor kurzem, es ist doch noch gar nicht lange her, eine SchultĂĽte genäht und…)
Auf einen Schlag merke ich, wie groß diese Kinder werden, um wie vieles selbständiger sie schon sind und das es wieder mal an der Zeit ist, ein Stückchen loszulassen. Ich bin ganz schlecht im loslassen. Dieser Tage räumte ich die Geburtstagskerzen zurück in den Schrank und jammerte dem Gatten vor, dass der liebe Gott da irgendwo einen grässlichen Fehler eingebaut hat. Er legt dir so ein winziges Würmchen in die Arme, so dass dein Herz sofort rettungslos verloren ist und dann darfst du dich Jahr um Jahr ein bisschen weiter verabschieden, loslassen, was dir am liebsten ist und einsehen, dass es dir nun mal nicht gehört. Kannst du in den ersten Monaten aus dem Stand heraus einen abendfüllenden Vortrag über jeden quersitzenden Pups deines Kindes halten, ist das ein paar Jahre später nur noch schwer möglich. Mit jedem Jahr wächst der ureigene, private Raum des kleinen Menschlein und der will respektiert werden. Vertrauen ist gefragt und- Loslassen. Der Gatte tröstete seine aufgelöste Frau und versicherte ihr, dass die Kinder uns nicht abhanden kämen. Es würde eben nur anders und das ist ja nicht verkehrt. Gott sei Dank fiel mir zwischendurch wieder ein, dass Zehnjährige ja nicht direkt ausziehen. Ein bisschen wird es wohl noch dauern.
Aber- zur Feier dieser Tage, zur Feier des Sommers und der Stunden, die er uns schenkt, zur Feier des Wissens, dass es eben nicht unendlich viele Sommer mit den Kindern geben wird, gehe ich in Sommerpause, fĂĽr die nächsten vier Wochen. Ich werde weiter gegrillten Schafskäse futtern und rote Kirschen. Stundenlang „Verliebt, Verlobt, Verheiratet“ auf der StraĂźe spielen und Federball, in Urlaub fahren und im Herzen ein wenig loslassen ĂĽben. Ich werde dicke BĂĽcher lesen, bei jedem WM-Spiel mit meinem Zweitklässler mit fiebern und Muscheln sammeln gehen. Nur mit der Hand schreiben, ganz altmodisch, auf Papier, Canaster zocken und Zeit haben, fĂĽr die, die mir fĂĽr eine Weile anvertraut wurden. Im hier und jetzt, im realen Leben.
Oh, zur Feier des Tages gab es ja auch eine Verlosung! Ein herzliches Dankeschön für jeden einzelnen Kommentar, denn ich habe mich wahnsinnig gefreut. Die Ziehung wurde natürlich ordnungsgemäß von einem unabhängigen Institut durchgeführt und das Päckchen darf in die Schweiz zu Sonja reisen! Viel Freude wünsche ich ihr damit!
Und dir wĂĽnsche ich einen herrlichen Sommer, genieĂźe ihn, lasse es dir gut gehen und sei behĂĽtet! Bis bald!
Ich wĂĽnsche dir auch einen ganz tollen Sommer! Unserer ist dieses Mal so ganz anders zwischen Umzugskisten und Telefonaten… Und mit nur einer Woche Sommerferien (Umzug von Bayern nach Niedersachsen) können wir die Kinder ja auch schlecht abspeisen… So fangen wir dieses Jahr auch schon im Juli mit den Sommerferien an (durch frĂĽhzeitiges ummelden…) und darauf freuen wir uns – trotz allem auch. Loslassen ist gerade quasi mein zweiter Vorname… Seid gesegnet alle miteinander und danke fĂĽr deine wunderbaren wöchentlichen Artikel, dir mir so oft aus der Seele sprechen. Liebe GrĂĽĂźe, Martha