Guten Morgen liebe Welt, es ist 8.30 Uhr am Morgen und gefĂĽhlt habe ich mein halbes Tagewerk schon hinter mir, vielleicht ist auch nur ein Zug ĂĽber mich drĂĽber gerollt- ich weiĂź es nicht genau. Seit heute morgen um fĂĽnf Uhr pulsiert schon das pralle Leben durch unser Haus mit all dem Wahnsinn, den es manchmal so mit sich bringt. Aufgeregte Kindergartenkinder, die heute schon zum dritten (!) Mal in dieser Woche ihren Geburtstag feiern dĂĽrfen (wenn du fĂĽnf Jahre alt geworden bist, dann kannst du diesen fantastischen Umstand gar nicht genug feiern; so viel ist sicher).
Ein erwartungsvoller Drittklässler, der der Weihnachtsfeier seiner Klasse heute Abend mit groĂźer Spannung entgegensieht- der „Nussknacker“ wird geboten und ich darf die Kamera nicht vergessen. Und den Beitrag zum Buffet. Meine GroĂźen, an deren Schule heute der alljährliche Weihnachtsbasar stattfindet und die deswegen ganz wuselig sind und eine Menge an Gepäck mit sich fĂĽhren, als wollten sie an die Antarktis auswandern (Lichterketten und Tischdecken und Mehrfachstecker und….ah, die himmlischen Heerscharen nicht vergessen). Eine Katze kurz vor dem vermeintlichen Hungertod. Der beste Gatte von allen, der stoisch in Mitten des Durcheinanders sein MĂĽsli löffelt. Und natĂĽrlich die Mutter, die in sich ruhend, freundlich lächelnd, geduldig und wohlwollend hier und da einen ordnenden Handgriff vornimmt…ich also, die um sechs Uhr Laugenkonfekt backt und gleichzeitig die Katze fĂĽttert, dabei durchs Haus brĂĽllt, man möge doch jetzt BITTE ENDLICH zum FrĂĽhstĂĽck erscheinen, hast du an dein Handy gedacht, die himmlischen Heerscharen sind doch noch gar nicht ordentlich verpackt, verflixt ich weiĂź nicht, wo du gestern deine Hose ausgezogen hast, weiĂź jemand, ob wir so ein Kuchendingensbumens haben, na so eines um Kuchen zu transportieren, ich werde um 14.00 Uhr da sein, ihr sollt um 18.00 Uhr dort sein, bitte lieber Mann, kauf uns einen Adventskranz auf dem Markt, ungeschmĂĽckt natĂĽrlich, nicht zum Hängen- du weiĂźt doch, die Katze, halb rund gebunden, Kind! du hast vergessen, dir die Haare zu kämmen- los jetzt ich fahre euch schnell.
Jetzt sind alle fort. Und das, was von mir noch übrig ist, sitzt hier und hält sich an einem Becher Kaffee fest.
In diesen Tagen ist es genauso. Wir feiern Geburtstag und haben Grippe, üben Diktat, Latein und Prozentrechnen, suchen nach Lösungen für manche Sorgen, rennen von Termin zu Termin, schlichten Streit und fanden nach Playmobilfiguren, überlegen zwischendurch, mit was man in diesem Jahr die winzigen Streicholzschächtelchen der Adventskalender befüllen könnte, haben noch längst nicht die adventliche Deko aus dem Keller gefischt, stoßen immer wieder schmerzhaft an unsere Grenzen, hinken der Zeit stets ein paar Takte hinterher, versuchen Ängste zu lindern und Hustensaft schmackhaft zu machen. Ein kunterbuntes Durcheinander. Warum sollte es auch anders sein, nur weil es plötzlich Dezember werden will?
Ich persönlich finde ja die Idee einer stillen Adventszeit, von „Simple Living“ und „Slow Family“ absolut bezaubernd. Aber auch ohne in Shopping- und Deko- Wahn zu verfallen, ganz ohne den Besuch ĂĽberfĂĽllter Weihnachtsmärkte und ohne ambitionierte Backpläne bleibt der Advent vollgepackt mit Terminen, halten Lehrer wenig vom Gedanken der Entschleunigung, ist die Zeit viraler und grippaler ScheuĂźlichkeiten und werden am Heiligen Abend trotzdem Geschenke unter dem Tannenbaum erwartet.
Ich tröste mich mit dem Gedanken: Advent ist Advent und noch lange nicht Weihnachten. Advent ist die Vorbereitung der Ankunft und nicht schon das Fest. Und wie bei jeder ordentlichen Festvorbereitung geht es eben immer mal wieder etwas durcheinander zu, wird man zwischendurch etwas atemlos, schafft man manches nicht, wirft ein paar Pläne über den Haufen. Manchmal finde ich es schade, das die Adventszeit als die Fastenzeit, die sie ja eigentlich ist, so aus der Mode gekommen ist. Es würde manches um vieles einfacher machen. Wäre sie Fastenzeit auch im Gefühl der Menschen, dann würde wahrscheinlich automatisch eine gewisse Entschleunigung eintreten, eine Entlastung, weil nicht schon alles stimmungsvoll, geschmückt und glänzend sein müsste. Und weil auch der robusteste Magen nur eine begrenzte Menge an Lebkuchen und Plätzchen verkraften kann. Denn vielleicht ist das stressigste am Advent, all die Erwartungen, die wir an ihn knüpfen. Erwartungen, deren Erfüllung, die sofortige Aufgabe des normalen Alltagslebens erforderlich machen würde.
Nein, still wird auch diese Adventszeit nicht werden. Doch hoffentlich fröhlich. Es ist ja immerhin ein Fest, das wir erwarten, das wir erfreuen sollten. Und hin und wieder eine kleine Atempause zum Verschnaufen- das bekommen wir hin. Damit wir nicht vergessen, welches Fest wir da eigentlich vorbereiten. Und wenn wir da feiern wollen.Â
Jetzt weiĂź ich, mit was wir die winzigen Streichholschächtelchen in den Adventskalendern befĂĽllen werden. Mit vielen kleinen Pausen. Mit Kakao Trinken und Lagerfeuer, mit Nachtwanderung und einem duftenden Bad. Vieles gemeinsam, und manches allein.Â
Ich wünsche euch eine gesegnete Adventszeit, egal, wie ihr sie für euch und eure Familien gestaltet. Möge es eine gute Zeit sein.
Liebe Sandra – die Adventszeit, die eine Fastenzeit war, klingt in mir nach (und ersetzt den Nasenhaarschneider, der glĂĽcklicherweise nicht die ganze Zeit ĂĽber präsent war). Das wusste ich gar nicht, aber es macht so viel Sinn! Ich wĂĽnsche euch von Herzen viel Lachen und Fröhlichkeit inmitten des Trubels und ganz viele Streichholzschächtelchen-Momente! Liebste GrĂĽsse und danke ins Mittenhineinnehmen in eure Familie!
Liebe Sandra ,
auch wenn meine 3 inzwischen nicht mehr zu Hause wohnen kenne ich diese Zeit doch zu gut von früher, Aber auch wenn es noch so stressig ist, später fällt dir dann auf, wie gesegnet diese Zeit war und so voller Leben. Meine 3 Mädels haben aus dieser Zeit und aus unseren vorweihnachtlichen Bräuchen so viel übernommen und melden mir immer noch zurück wie schön es war.
Danke fĂĽr deine tollen Berichte, es macht so viel Freude sie zu lesen.
lieben GruĂź Annette