In diesen Tagen…

sagen wir „Hallo Alltag!“, nachdem wir krankheits- und ferienhalber zweieinhalb Wochen weit weg von allen Alltäglichkeiten waren. Wir haben Schnupfennasen geputzt und schmerzende Glieder ausgehalten, die Stadt Trier und die Saarschleife besucht, ein paar alte Freunde in die Arme geschlossen, ordentlich Fastnacht gefeiert, wie es sich fĂĽr Menschen, die am Rhein wohnen gehört und nun kommt das „Hallo Alltag!“ aus tiefem, frohen Herzen. Er ist ein bisschen zu vollgepackt in den nächsten Wochen, hat sich etwas Zuviel vorgenommen, aber zwischen den Attacken von akuter Schnappatmung, bin ich eigentlich sehr gelassen.

habe ich mein ersten grauen Haare entdeckt. Und natĂĽrlich habe ich zu diesem Thema eine äuĂźerst reflektierte, gesunde und menschenfreundliche Einstellung. Ich finde es ja auch wunderschön, wie jede Linie in deinem Gesicht, die Geschichten eines bewegten Lebens wiedererzählen, hach…aber muss ausgerechnet mein Gesicht plötzlich so zur Geschwätzigkeit neigen? Mit Entdeckung der grauen Wahrheit erstarrte ich zur Salzsäule. Um dann umgehend einen Friseurtermin auszumachen. Ich wĂĽrde wirklich viel lieber Sara Bessey -mäßig entspannt damit umgehen. Die dokumentiert ihr Ergrauen auf Instagram nicht nur, sondern feiert es auch als Sieg ihrer persönlichen Freiheit. Leider bin ich Lichtjahre von soviel Größe entfernt. Vielleicht ist es schnöde Eitelkeit. Vielleicht muss ich mich an das Gesicht dieser mittleren Jahre auch erst gewöhnen, so wie damals an mein pickeliges Teeniegesicht, äuĂźere Zeichen einer neuen Lebensphase. Vielleicht ist es aber auch so, dass genau diese äuĂźeren Zeichen eines gelebt werdenden Lebens eben auch auf die eigene Endlichkeit hinweisen. Und obwohl ich ein sehr gläubiger Mensch bin, habe ich es nicht so wahnsinnig eilig, heim in die Ewigkeit zu gehen. Jetzt sind diese ersten grauen Strähnen ĂĽbertĂĽncht. Aber da sind sie trotzdem. Ich werde sie nicht feiern, aber maulend akzeptieren. Am Rest arbeite ich noch.

feiern wir den 89. Geburtstag unseres Opas ( liebe GĂĽte und ich mache Theater wegen einiger grauer Haare…). 89! Herzlichen GlĂĽckwunsch! Warum ich seine Art des Umgangs mit 89 Jahren Leben so beeindruckend finde, kannst du bei Bedarf  hier nachlesen. Wir haben zum groĂźen Familienkaffee in unser Zuhause eingeladen und da kamen einige Leutchen, vor allem aber Kinder zusammen. 14 genaugenommen, wenn ich mich nicht verzählt habe. Das sind vierzehn weitere tolle GrĂĽnde zum Feiern und ich freue mich so sehr, dass meine Kinder Cousins und Cousinen haben, die sie gerne haben. Und noch etwas feiere ich. Das unsere kleine Familie dieses Ereignis so toll gewuppt hat, alle sieben haben mitgeholfen, Hand in Hand-  Zusammenhalt und einander Helfen sollte immer gefeiert werden. Der Jubilar wĂĽnschte sich etwas Fruchtiges auf dem Kuchenteller und ich habe die Gelegenheit genutzt, um ein neues Backbuch zu testen, das schon seit Weihnachten darauf wartet. Herauskam eine Mascarpone-Zitronentarte und die ist schon extrem feierwĂĽrdig (vorausgesetzt du bist ein Freund von Zitrone, sonst natĂĽrlich nicht)

lese ich „Altes Land“ von Dörte Hansen und bin hin und weg, zwischen lachen und weinen, zwischen erkennen und erschrecken. Immer dann, wenn es einem Buch gelingt, die ganze Bandbreite Leben einzufangen, das Leben in seiner ganzen FĂĽlle, seiner Schönheit und Grausamkeit, dann macht mich das froh.

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bin ich wahnsinnig enttäuscht von der zweiten Staffel „This is us“. Die ersten Folgen gingen noch, was nun bleibt ist Schmonzette. Und das Inszenieren eines perfekten Vaters, den es so, Gott sei Dank, nicht geben kann- ehrlich, es wäre gruselig. Wir haben abgeschaltet, es wäre schade um die Zeit, und die Funktion unserer Feuermelder ĂĽberprĂĽft.

scheint das Thema Zeit in all ihren Formen ein familiärer Dauerbrenner zu sein. Neulich hatte ich ein Mittagessengespräch mit meiner Tochter (darĂĽber sollte man mal ein Buch schreiben, ĂĽber Tischgespräche, bei den Römern, das letzte Abendmahl, die Tafelrunde, bei Familien rund um den Globus- Bände könnte man fĂĽllen!), sie analysierte messerscharf ihre Zeit. 24 Stunden habe sie zur VerfĂĽgung, davon schlafe sie neun, bleiben noch 15. Von diesen gehen fĂĽnf Stunden Schule ab und zwei weitere fĂĽr die An- und Abreise. Bleiben 8 Stunden. Eine Stunde fĂĽr die Mahlzeiten, zusammengenommen, und zwei fĂĽr Hausaufgaben und Lernen. Eine Stunde Körperpflege, Sachen richten, Gitarre ĂĽben. Im GlĂĽcksfall blieben ihr also vier Stunden unverplante Lebenszeit pro Tag, wobei man schlieĂźlich irgendwann auch mĂĽde sei und manchmal zwei Stunden Lernzeit nicht ausreichen bzw noch Hobbies dazukommen. Ich war beeindruckt von soviel Scharfsinn und wir ĂĽberlegten, ob Zeiten der PflichterfĂĽllung weniger wert seien, als freie Zeiten. Und wie sinnvoll es ist, wenn man in den Pflichtzeiten das Gute sucht, anstatt ausschlieĂźlich darauf zu warten, dass sie vergehen. Mit Freundinnen in der Pause spielen, Fächer, die SpaĂź machen, auf der Zugfahrt lesen oder Quatsch machen…Ich mache zum Beispiel nicht gerne Wäsche und das tägliche Kochen nervt manchmal entsetzlich. Andererseits hat man im Keller zwischen der Stinkewäsche seine Ruhe und ich mache dabei gerne „Kopfschreiberei“. Beim Kochen drehe ich die Musik laut auf und tanze mit der Katze (wie gut, dass das keiner sieht…). Ich kenne viele Erwachsene, die nur von Wochenende zu Wochenende und von Urlaub zu Urlaub leben. Wie schade, um all das schöne Leben dazwischen. Womit wir wieder am Anfang wären

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Hallo Alltag!

 

3 Kommentare zu „In diesen Tagen…“

  1. Wir kommentieren heute schön hin und her, gell?
    Altes Land: Love it!!!
    Der zweite Band von Dörte Hansen ist auch sehr empfehlenswert.
    Ich wollte mich demnächst an die zweite Staffel von this is us machen. Jetzt zögere ich. Ach Mann, so lange habe ich drauf gewartet!
    Ich hadere auch mit meinen grauen Haaren, schwanke immer zwischen Mutanfällen zum Rauswachsenlassen und hartnäckiger Verleugnung mit der Färbepackung. Wir sollten unsere eigene Challenge auf die Beine stellen, haha….

  2. Wie gut zu wissen, dass „This is Us“ nichts ist – und so schade! Und DANKE fĂĽr den Buchtipp. Ăśberhaupt ist es einfach schön, dich wieder zu lesen! Und eure Fotos zu sehen! Und die Haare – zu dem Thema sage ich nichts. Ich habe mich fĂĽrs Verleugnen entschieden und bleibe vorerst dabei. Liebste GrĂĽsse!

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