Dieses Mal

Dieses Mal also Cornwall. Noch drei Mal schlafen, oder was man eben dieser Tage so unter schlafen versteht. Wälzen, ein bisschen stöhnen, Mückenstiche kratzen, Wasser reichen, Nasenblut aufwischen…Die Vorfreude wächst von Tag zu Tag, die Ferien stehen in den Startlöchern und wir werden uns gerade genug Zeit nehmen, um Zeugnisse zu würdigen und Ranzen in die aller letzten Ecken zu verbannen. Halt! Pausenbrotdosen vorher aus den Taschen fischen, bevor sich bis Mitte August heimlich still und leise neue Staaten in dunklen Ecken bilden und nach der Machtübernahme streben. Dann aber nichts wie los.

Dieses Mal also Cornwall. Ich fühle mich gerüstete für diese Reise, denn ich verfüge über  äußerst fundierte Sachkenntnisse über diesen Landstrich, angesammelt in vielen Jahren der intensiven Lektüre englischer Krimis. Den Inspectoren Jury, Barnaby, Lewis und Lynley, ganz zu schweigen vom Ehepaar Duncaid,  und zahlreichen ihrer Berufskollegen, verdanke ich ein schier endloses Detailwissen und bin geistig quasi eine Einheimische. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir diese Reise lebend überstehen, ist nach meinem Dafürhalten äußerst gering. Die Gefahr von hohen Klippen gestürzt, auf einem Dorfanger erstochen oder hinter einer Ligusterhecke mit der Axt erschlagen zu werden, erscheint mir dagegen relativ hoch. Trotzdem hoffe ich natürlich das Beste und freue mich wie Bolle, auf Meer und See, Felsen und Klippen, Tee und Scones, auf Zeit mit meinen Liebsten und eine Rosamunde Pilcher Gedenkminute.

Auch dieses Mal stellt sich vor der Abreise die Frage des Packens. Ich drücke mich noch davor, weil ich mir bei Temperaturen von fast 40 Grad beim besten Willen nicht vorstellen kann, überhaupt je wieder lange Hosen und Wollwesten anzuziehen. Und, naja, die Menge…da will ja ein ziemlich großer Berg eingepackt werden und die Hitze macht mich ein wenig lethargisch. Aber es wird schon noch. Mein bisheriger Plan sieht vor, in jedem Kinderzimmer einen leeren Wäschekorb zu deponieren. Dann können sie schon selber richten, was sie zu brauchen meinen und wir müssen nur beim einpacken überlegen, ob vielleicht etwas fehlt.

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Dieses Mal reisen wir ja komfortabel, da wir die Kinder nicht Ölsardinen gleich in einen Sharan schichten, sondern bequem „es Busje“ beladen. Trotzdem ist so eine Reise elend lang. Gegen Reisefrust hilft jede Menge Essen und Wasser. Beides darf nie ausgehen, unter keinen Umständen. Andere Getränke haben sich nicht bewährt. Wer schon mal im fahrenden Auto versucht hat, kopfüber zwischen Kindersitzen geklemmt, verschüttete Saftpfützen aufzuwischen, weiß wovon ich rede. Und ich habe Rätselbücher für alle besorgt, dazu neue Kartenspiele für die Großen und die zauberhaften Reisetagebücher von Rebecca Schwaneberg für unsere Kleinen. Damit kann man schon einige Zeit zubringen und auch manche ruhige Mittagsstunde dürfte damit geritzt sein. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass sich diese Investitionen mehr als auszahlen. Und Kopfhörer. Kopfhörer zahlen sich auf jeden Fall aus.

Und natürlich nehmen wir auch dieses Mal Unmengen an Lesestoff mit. Was den einen die Jack-Wolfskin-Allwetter-Ausrüstung ist uns die Lesereisetasche. Man kann nicht alles haben und jeder hat so seine Prioritäten. Aber wann, wenn nicht jetzt soll ich lesen? Kurioserweise ist kein englischer Krimi dabei, ach vielleicht packe ich ein, zwei alte ein…nur so aus Vergnügen…Und ich lese ja auch schrecklich gerne vor. Als Playmobilspielerin versage ich auf ganzer Linie, aber Vorlesen…

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Dieses Mal haben wir ein Haustier, das zu Hause bleiben muss und um das ich mich ein wenig sorge. Aber mein Mädchen hat ihr schon eine papierene Katzenfreundin gebastelt und wir haben die weltbeste Babysitterin kurzerhand in die weltbeste Katzensitterin umbenannt. Außerdem haben die Kinder eine waghalsige Katzenleiterkonstruktion erdacht, die es der Katze auf komplizierten Wegen ermöglichen soll… Jetzt muss unser Pünktchen nur noch verstehen, was die verrückten Menschen nun wieder von ihr wollen.

Und natürlich habe ich auch dieses Mal wieder im Urlaub Geburtstag. Das kümmert mich nicht all zu sehr, aber meine lieben Kinderlein sind eifrig am malen, sägen und basteln. Ich schätze, wir werden Geburtstagsgeschenke haben, aber nicht zwangsläufig ausreichend Unterwäsche oder so etwas Profanes, wie Socken, in den geheimen Reisetaschen. Was mich allerdings kümmert, ist der Geburtstag unseres nun fast schon nicht mehr Drittklässlers, der ein Tag nach unserer Rückkehr neun Jahre alt wird. Da muss man schon ganz schön vorausdenken und ich bin gerade wahnsinnig stolz auf mich.

Dieses Mal also Cornwall. Ich werde dir davon erzählen, versprochen, also vergiss nicht, hier wieder vorbeizuschauen, wenn ich wieder da bin. Dann freue ich mich. Es könnte allerdings ein Momentchen dauern, es ist schließlich Sommer und die Liste an unserem Kühlschrank wird täglich länger. Es ist eine Liste der Verheißungen, vom Picknicken im Weinberg, Schwimmen und Zelten und vielen mehr. Vielleicht wird die ein oder andere wahr, ach, bestimmt sogar.

Ich verabschiede mich, ja auch dieses Mal, in diesen Sommer und grüße dich von Herzen. Vergiss nicht genug Eis zu essen und zu schaukeln, etwas Neues auszuprobieren und etwas Altes mal wieder hervorzuholen.  Genieße die warmen Sommerabende und lass es gut sein, für den Augenblick. Sei behütet. Wir lesen uns.

 

5 Kommentare zu „Dieses Mal“

  1. Susanne Wieland

    Vielen herzlichen Dank für Ihr Erzählen! Herrlich!
    Ich wünsche ganz schöne Ferien und liebste Grüsse aus dem Emmental.

  2. Ach, da wünsche ich einen wunderbaren Urlaub! Wir sind im Urlaub ja immer offline, aber deine Texte wären die perfekte Urlaubslektüre… Schreib doch mal ein Buch, das ich mir dann in den Urlaub mitnehmen kann! 😉 <3

  3. Pingback: To Do: Nothing – himmlisch geerdet

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