Und? Wie siehts aus? Schon die ersten Attacken akuter Schnappatmung verröchelt? Ich fĂĽr meinen Teil habe nachgezählt und es sind noch genau 36 Tage bis Weihnachten, 36 Tage!, da kann man schon mal kurzzeitig in den Panikmodus verfallen. Adventskalender herrichten (auch hier habe ich nachgezählt, in unserem Falle sind das 5 mal 24, also 120 zu befĂĽllende Streichholzschächtelchen), Adventskranz herstellen oder besorgen oder eine Mischform finden, Deko rauskramen, Weihnachtskarten fabrizieren und verschicken, Geschenkelisten anlegen und abarbeiten, Geschenke selber herstellen, denn wir sind ja keine Konsumopfer und auĂźerdem schenken wir mit Liebe, Plätzchen backen, Fotos fĂĽr groĂźelterliche Kalendergeschenke zusammensuchen, Teigspenden fĂĽrs Schulbacken kiloweise herstellen, nicht vergessen diese Teigspenden auch mitzugeben (und mit Namen beschriftete Ausstechförmchen, eine SchĂĽrze und Streusel) Weihnachtsfeiern, Wichtelgeschenke, Basteln fĂĽr den Weihnachtsbasar, Weihnachtsbasare besuchen, Nikolaus und Stiefelchen und Tellerchen, was essen wir wann an Weihnachten?, andächtig sein, Vorweihnachtsstimmung genieĂźen, singen nicht vergessen, Weihnachtstheater, Weihnachtskino, zählt man all die Stunden zusammen, in denen man Bändchen, Kleber, Scheren und Geschenkpapier zusammensuchen muss, die die bastelnden Kinder im ganzen Haus verschleppen, kostet das mindestens einen Tag und das alles in 36 Tagen! Es ist ja jetzt nicht so, als wĂĽrde das sonstige Leben plötzlich zum erliegen kommen, nein, nein, alles wie gehabt, nur obendrauf… also mal ehrlich- da ist akute Schnappatmung nicht wirklich verwunderlich.
Es sind die letzten Tage des Jahres, die da mit soviel Getöse hereinbrechen, obwohl sie eigentlich leiser werden möchten, denn auch das Jahr ist schon etwas müde geworden, die ganz großen Projekte stemmt es nicht mehr, es war schon so viel los, in den ersten 320 geschenkten Möglichkeiten, all die Aufregungen und Anstrengungen, so viel Geschafftes, so viel Gescheitertes, die Dunkelheit hat sich bereits übers Land gelegt.
Jede einzelne Sache auf meiner 36 Tage Liste ist für sich genommen wunderschön. Ich singe gerne, und mag Adventskalender. Ich feiere den Nikolaus und freue mich über selbstgemachte Geschenkchen, die ich weitergeben darf. Aber sehe ich den ganzen glitzernden Berg auf einmal, ja, dann geht mir wirklich die Puste aus, fürchte ich, dass die Kraft am Ende eines langen Jahres nicht mehr reicht, wird aus Schönem Mühsal und vergesse ich, um wen es eigentlich geht.
Am Samstagabend durfte ich ein Konzert besuchen und zwischendurch erzählte die wunderschöne und begabte Sängerin auch noch lustige und kluge Worte (jaja, das Leben ist manchmal ungerecht, ich weiĂź, ich weiĂź, aber jeder hat ja so sein Päckchen, also werden wir besser nicht neidisch…) Und sie erinnerte an die alte Geschichte der Israeliten mit ihrem Gott, der es ja auch wahrlich nicht einfach mit seinem Volk hatte, dieses Volk, das auch immer wieder mit dem glitzernden Bergen der Erwartungen zu kämpfen hatte, und wie er ihnen Nahrung gab, Manna, aber immer nur fĂĽr einen Tag. Die Kraft reicht immer nur fĂĽr einen Tag, mehr braucht es nicht, denn es wird einen neuen Tag geben und neue Kraft. Ich habe diesen Satz mit nach Hause genommen (und einen echt fiesen Ohrwurm, der mich die ganze Nacht belästigt hat…), aber dieser Satz tröstet mich ungemein.
Wenn das Jahr langsam die Schlussphase einläutet, dann sind wir vielleicht besonders angewiesen auf dieses Manna, auf die Gnade, die uns Kraft schenkt, immer genug für einen Tag. Und diesen Tag darfst du leben und feiern, du darfst ihn bewältigen und gelingen lassen, du darfst ihn mit Gutem füllen und du musst keine Angst haben, zu kurz zu kommen, denn morgen ist ein neuer Tag und neue Gnade und neue Kraft. Du musst nicht den ganzen glitzernden Berg rocken, nur einen Tag. Und was an diesem Tag nicht ist, das ist vielleicht am nächsten. Oder auch gar nicht. Das wäre ja auch nicht wirklich tragisch. Advent heißt im Übrigen nichts anderes, als das Erwarten der ganz großen Gnade, die uns an Weihnachten geschenkt wurde und die bekommst du mit oder ohne einem Kilo Vanillekipferl und hausgemachten Zimtsternen, ganz umsonst, einfach so, geschenkt.
Ich werde keine 120 Streichholzschächtelchen auf einmal füllen, aber jeden Morgen fünf. Wir werden nicht jeden Abend singen, aber an den Sonntagen, da nehmen wir uns Zeit. Wenn wir backen wollen, dann backen wir, aber bestimmt keine landfrauenwürdige Vielfaltsauswahl. Wir suchen uns die kleinen Projekte, die, die für einen Tag genug sind und trotzdem schön leuchten. Wir lassen uns 36 Tage schenken und 36 Mal Manna, Adventsmanna, und wissen, wir müssen nicht hetzen, wir dürfen uns bescheiden, wir kommen nicht zu kurz und werden trotzdem satt.
Ich liebe diesen Blogeintrag. Ich habe zwar nur eine Tochter, aber zwischen Job, Familie und Weihnachtstrubel kann sich da auch die Liste an Aufgaben häufen. Ich finde es herrlich deinen Blog zu lesen und mich immer wieder zu erden.
Ich weiĂź genau, welches Lied Du meinst (Soviel Du brauchst) und es ist mir damals beim Konzert genauso gegangen, dass mir diese Zeile Lebensretter fĂĽr die nächsten Wochen war. Danke fĂĽr’s erneute daran erinnern und im Advent kann man das umso mehr gebrauchen, Manna fĂĽr einen Tag.
Ja, so ist es. Ich lernte diese „nur fĂĽr einen Tag bekommen was man braucht“ auf dem Jakobsweg kennen und habe es mir ein bisschen auch im Alltag bewahrt. Danke fĂĽrs erinnern! Liebe GrĂĽĂźe und einen freudvollen Advent!
1000 Dank!!! Dein Beitrag hat mich heute an einem sehr bescheidenen Tag arg ermutigt!
Sind die tollen „Leuchtkegel“ aus Salzteig?
Habt eine tolle Adventszeit
Hallo Annalie, die Leuchtkegel sind aus selbsthärtender Modelliermasse. Die Pappe wird nach dem Trocknen entfernt, dann leuchten sie ganz wunderbar
Vielen Dank! Die sehen echt wunderschön aus!
Habt ihr innen Transparentpapier rein?