Es regnet. Kein sanfter Nieselregen oder ein kurzer ergiebiger Sommerregen, der die Luft rein wäscht. Nein, es regnet, als stünde die Sintflut bevor. Und das schon seit Tagen. Zwischendurch ein kleines Gewitter oder eine gewaltige Sturmböe, die Blumentöpfe im Garten zerschmeißt. Es pladdert und tobt um unser Haus.Manchmal, für einen ganz kurzen Augenblick, legen die Wetterkapriolen eine Atempause ein. Dann erscheint ein blitzeblanker Himmel, von dem die Sonne lacht und der einen erahnen lässt, wie schön Sommer sein kann. Doch einen Moment später geht der Spuk wieder von vorne los.
Das Wetter draußen spiegelt die häusliche Wetterlage ziemlich exakt wieder. Auch hier toben die Stürme und es donnert ab und an gewaltig. In jedem Menschenleben gibt es Phasen des Umbruchs und des Neubeginns.  Schon der Start, um überhaupt ins Leben zu kommen,ist für die Beteiligten mit Mühe und Schmerzen verbunden. Ach, und es bleibt so. Immer und immer wieder spürt der Mensch in sich den Drang nach Veränderung, nach innerem Wachstum und Erneuerung. Je älter wir werden, desto größer sind die Abstände zwischen solchen Phasen, aber desto länger dauern eben auch die Umbaumaßnahmen. Wir sollen wachsen und reifen ein Leben lang.
Veränderung schmerzt, weil man das Vertraute und Liebgwonnene zurücklassen muss, wie Kleider, die einfach nicht mehr passen wollen. Weil man nicht weiß, was die Zukunft bringen wird und ob das Fundament auf dem man steht auch trägt. Aufhalten kann man die Veränderungen im Inneren genauso wenig wie den Wachstum von Armen, Beinen oder Füßen.
Und in in diesem unserem sturmgeplagten Haus haben sich gleich sechs Menschen auf die beschwerliche Reise gemacht. Aus Kleinkindern werden Kindergartenkinder, die eine neue Außenwelt entdecken. Ständig müssen sie sich vergewissern, ob alles noch in Ordnung ist. Sie klammern und suchen meine Nähe, die Nähe der Familie. Aus einem Kindergartenkind wird ein Schuljunge. Man sieht es am Äußeren. Groß wird das Kind, immer schmaler und ernster. Aber auch die Abschiedsfeste und Rituale lassen keinen Zweifel: das eine geht zu Ende, etwas Neues beginnt. Aus meinem Großen wird nach den Sommerferien ein Sextaner. Die große Stadt ruft und auch hier liegt Abschiedsstimmung in der Luft. Aus meinem Kleinen Mädchen wird ein großes Mädchen, bald wird sie Kommunionkind sein.  Und so suchen alle nach neuen Wegen. Was spielen, mit wem, wie wird es werden? Die Suche wird begleitet von innerem Ringen, von schlechter Laune . Wenn das eine nicht mehr passt, wer sagt, dass das andere noch Bestand hat? Und so rummst es und die Tränen fließen.
Reisende kann und darf man nicht aufhalten. Und so ermutige ich und tröste, schlichte Geschwisterstreit und versuche mich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen(mit mäßigem Erfolg). Ich backe Kekse und Brötchen. Ich möchte, dass sie Heimat schmecken und riechen können, dass sie Geborgenheit wie einen Mantel mitnehmen auf die lange Reise. Innerlich rufe ich Ihnen zu: nur zu, nur Mut! Zuhause bleibt zu Zuhause. Wir sind hier, wir sind euer Fundament und das hat Bestand! Wir haben das Fundament unserer Familie auf ein unendlich großes Fundament draufgebaut, eines das trägt und hält bis in die Ewigkeit.
Diese Zeiten Kosten unendlich viel Kraft und Energie. Umgeben von suchenden Zweiflern, die entweder maulen oder weinen. Aber die Mühe lohnt. Irgendwann wird jeder sein Plätzchen für gewisse Zeit gefunden haben. Dann macht sich Zufriedenheit breit, dann kommt die Sonne nicht nur auf Stippvisite. Der Sturm legt sich. Bis sich das Karusell erneut zu drehen beginnt. Vielleicht haben wir dann Glück und es überkommt nicht alle auf einmal die innere Aufbruchsstimmung.