Heute hatte es also auch den Gatten erwischt. Als er vom Brötchenholen heimkehrte, brummte er nur noch:“ jetzt ist also wirklich November! “ Dann starrte er dĂĽster in den pladdernden Regen hinaus und suchte Trost in seiner Zeitung. Ach der arme November! Das hat er nicht verdient. Tatsächlich bin ich fest davon ĂĽberzeugt, dass er besser ist, als sein Ruf! NatĂĽrlich bleibt es ein Rätsel, woher der November jedes Jahr aufs Neue weiĂź, dass jetzt November und damit Zeit fĂĽr Dauerregen und DĂĽsternis. Eingeklemmt zwischen dem goldenen Oktober und dem lichterglänzenden Dezember ist es mĂĽhselig fĂĽr den November noch irgendwie zur Geltung zu kommen. Höchste Zeit eine Lanze fĂĽr diese dreiĂźig Tage im Jahr zu brechen.
Ein Monat der mit einem Feiertag beginnt, kann so schlecht schon mal gar nicht sein. Und ich mag Allerheiligen. Wenn es drauĂźen dunkel wird, dann holen wir uns Licht ins Haus und der Allerheiligentag ist eine ganz wunderbare Lichtquelle. Wir denken an all die Menschen, die auf ganz auĂźergewöhnliche Weise versucht haben, ihr Leben im Vertrauen auf Gott auszurichten. Die Kinder werden nicht mĂĽde, die Geschichten ihrer Namensheiligen zu hören und wir werden nicht mĂĽde, von ihnen zu erzählen. Und so ziehen jedes Jahr rund um den Allerheiligentag vertraute Namen und Gestalten in unser Haus ein. Wir erzählen vom Heiligen Korbinian, der ĂĽber die Alpen zog und dabei den wilden Bären zähmte. Vom Heiligen Gereon , der der Heiligen Ursula zur Hilfe eilte (Ursula heiĂźt bei uns niemand, aber Gereon ist einfach der Held…).  Wir hören von der Heiligen Aurelia, die eine Gefährtin der Ursula war und an dieser Stelle schauen sich bei uns Vater und Tochter verliebt an und es besteht kein Zweifel daran, dass auch der heutige Gereon seine kleine Aurelia vor allen Gefahren retten wĂĽrde. Sie bekommen Gesellschaft vom Heiligen Johann Nepomuk und der Heiligen Amalia. NatĂĽrlich darf auch Jakob nicht fehlen und wie immer sind wir uns nicht einig, ob der Apostel oder der alttestamentarische Jakob bei der Namenswahl gemeint war. Der  Wahrheitsgehalt all dieser Legenden? Interessiert mich nicht die Bohne. Weil es darauf nicht ankommt. Gelebt haben diese Menschen alle und in ihrer eigenen Weise haben sie sich bemĂĽht  ein redliches Leben zu fĂĽhren. Wenn wir von ihnen erzählen, werden sie auch heute zu Mutmachern fĂĽr unsere Kinder und bestärken sie auf ihrem Lebensweg. Jedes von ihnen ist unglaublich stolz auf „seinen“ Namenspatron, auf die Geschichte seines Namens.
Auch der Allerseelentag ist für mich kein Tag der Traurigkeit. Zu den Heiligen vergangener Tage gesellen sich die Menschen, die immer zu uns gehören werden, auch wenn sie nicht mehr bei uns sind. Wir denken an sie, wir erzählen von ihnen und dadurch  bleiben Sie auf immer Teil der Familie.  Das ist nicht traurig, sondern wunderbar und tröstlich. Wir sind nicht allein. Wir sind nicht aus dem Nichts aufgetaucht, sondern verbunden mit denen, die vor uns waren.
Hinter der nächsten Wegbiegung steht schon der nächste Heilige in den Startlöchern: Martin.  Noch so ein Mutmacher und Lichtbringer. Schon die Kleinen singen Martinslieder und können es kaum erwarten, dass die Laternchen zum Einsatz kommen. Können wir je genug von der Nächstenliebe und vom Teilen hören und lernen?
Also bitte, so dunkel und düster ist der November doch gar nicht. So ein bisschen Regen kann uns nicht schrecken. Er ist nicht so hektisch und aufgeladen wie der Dezember, aber er lädt ein zum erzählen, zum zusammenrücken, zum ersten leisen  Pläne schmieden. Er ist die Atempause vor der Adventszeit. Gegen Ende erwartet uns persönlich sogar noch der Geburtstag unserer Zwillinge, ausgerechnet am ersten Adventssonntag. Mehr Wärme geht gar nicht. Aber den Februar, ganz ehrlich, den kann ich wirklich nicht leiden.