Shorties

Meine Damen und Herren, wie Sie sehen, sehen Sie nichts. Das war ja klar, dass alle wohlĂĽberlegten Umzugspläne letztlich in der GrĂĽtze landen, eine falsche Abzweigung nehmen oder in irgendeinem fernen Digitaluniversum absorbiert werden wĂĽrden. Es ist ein wenig so als wĂĽrdest du leichtfertigerweise beschlieĂźen an einem eigentlich freundlichen Samstagnachmittag mal eben schnell einen schwedischen Schrank aufzubauen und hinterher entspannt zu Grillen. FĂĽnf Stunden später kriechst du dann mit zerrupften Haaren und irrem Blick auf dem FuĂźboden herum und schwörst heilige Eide, dass mindestens fĂĽnf Schrauben und drei Ponökkel unterwegs verlorengegangen sein mĂĽssen. Ein Blogumzug funktioniert in etwa genauso, nur dass du aus Stunden Wochen machen musst, aber der irre Blick…ich sag`s dir, du wĂĽrdest dich fĂĽrchten!

Immerhin weiß ich jetzt, dass ich getrost hier weiter vor mich hin schreiben darf, während tief unter der Erde oder irgendwo in den unendlichen Weiten des Weltalls meine vielen geschriebenen Wörter der Vergangenheit rumschweben und eine neue Form der Ordnung suchen. Mehr weiß ich nicht. Als digitale Analphabetin muss man leider damit leben, dass die Welt immer rätselhafter wird und man den Elementen der Neuzeit quasi schutzlos ausgeliefert ist. Leute, bringt euren Kindern das Programmieren bei, lasst sie etwas Ordentliches lernen, auf jeden Fall irgendwas mit Internet, damit sie euch dereinst den Hintern retten können, wenn ihr ratlos durchs digitale Seniorenheim irrt!

Die gute Nachricht für dich- ich bin wieder hier. Ich mache einfach weiter und wir werden sehen, was passiert. Die gute Nachricht für mich- ich habe in den Wochen der unfreiwilligen Schreibabstinenz festgestellt, wie sehr ich das Schreiben brauche. Mein Hirn braucht es, und meine Seele, die beiden neigen ja eh dazu hin und wieder ein wenig heißzudrehen. Wie du in jeder ordentlichen Liebesschnulze nachhören kannst, merkt der Mensch erst, wie viel ihm etwas bedeutet, wenn er es vermissen muss. Das gilt für Menschen und Orte und eben auch für Leidenschaften. Ich habe ganz schrecklich vermisst und nun ist es auch genug mit der ganzen Vermisserei. Zwischenzeitlich bin ich sogar ein Jahr älter geworden, stell dir mal vor! (das war in diesem Jahr übrigens eine feine Sache, ich werde in vielerlei Hinsicht gelassener und das ist ein großer Vorteil des Älterwerdens)

Der Sommer zeigt sich bis hierher gänzlich unbeeindruckt von meinen Ratlosigkeiten und feiert seine Zeit, dass es die reinste Freude ist. Wo bist du, wie ist es dir ergangen? Liegst du schon irgendwo am Meer herum mit sandigen FĂĽĂźen und einem dicken Roman neben dem Muscheleimerchen? Kraxelst du die Gipfel hoch und hältst die geschundenen FĂĽĂźe in eisige Bergseen? Durchforschst du europäische Altstädte auf der Suche nach dem besten Eis des Sommers oder sammelst Himbeeren auf den Spuren von Astrid Lindgren? Hach, dann wĂĽnsche ich dir eine groĂźartige Zeit! Zeit zum Durchschnaufen und GenieĂźen, zum Sonnenstrahlen sammeln und EindrĂĽcke finden. Im Discounterprospekt steht ja immer: jetzt bevorraten! – und genau das solltest du tun. Einen riesigen Sommervorrat im Herzen anlegen, du wirst ihn brauchen können, sehr viel mehr als Klopapier und Tonnen von Mehl.

Vielleicht geht es dir auch wie mir und du bist noch im Stadium von Schulfesten, Bläserkonzerten, Vereinsfeiern, Spendenläufen und Theaterstücken. Dann ist deine vordringlichste Sorge, ob du zum jeweiligen Fest das richtige Kind, das richtige Blasinstrument und den Beitrag zum Buffet dabeihast. Und bitte an die zwei Euro für das Klassengeschenk, die Badesachen und das eigene Geschirr denken! Die Vorweihnachtszeit ist eine nach geradezu lächerliche Fingerübung für Anfänger im Vergleich zur Vorsommerferienzeit als Eltern schulpflichtiger und sporttreibender Kinder. Wer kam überhaupt auf die Idee, dass das Erlernen von Musikinstrumenten so wahnsinnig wichtig ist?! Wenn du dich also immer noch bemühst zwischen Schichtsalat und Trompetenkoffern deine Nerven zu behalten, dann denke daran- du bist nicht allein! Zumindest der Süden der Republik ist gepflastert mit grillenden Eltern, die Abschiedsgeschenke unters Lehrer- und Trainervolk bringen dürfen und dafür mit einem kleinen Konzert belohnt werden.

Bald sind auch bei uns Ferien und boah, haben wir die nötig! Das war ein wildes halbes Jahr und nun braucht es eine Pause. Aber! Meine sommerliche Schreibpause hatte ich ja quasi schon zwangsweise. Und auch wenn ich jetzt wirklich Zeit brauche um zu lesen, zu reisen, um die Füße ins Wasser zu halten und den Kindern endlich zu zeigen, wer hier die eigentliche Skipbomeisterin ist, trotz alle dem, bin ich wild entschlossen, weiterzuschreiben. Shorties. Kleine Einblicke in unseren Sommer und in die Gedanken, die mir im Sommer so durchs Hirn spazieren, nichts allzu schwer Verdauliches- eher Melone mit Schafskäse als dicke Suppe mit Kartoffel. Einverstanden? Ich würde mich freuen. Und nun entschuldige mich bitte. Für heute Abend brauche ich noch ein Faltenbrot fürs Klassenfest. Und muss den Schlafsack suchen, wegen der Lesenacht. Ich darf das Geschirr nicht vergessen. Und die Badehose für den morgigen Ausflug zum Wasserspielplatz. Ach Gott und Handtücher. Und eine Packung Käse fürs Klassenfrühstück. Lieber Himmel, mach`s gut!

6 Kommentare zu „Shorties“

  1. Oh wie schön, dich wieder zu lesen. Das freut mich sehr. Die Digitalisierung wird sich sicher finden, aber solange lesen wir uns noch. Das ist schön. Ich habe schon Ferien mit einem Teil der Kinder bis heute gehabt. Waldorfs hatten schon frei, die Mädchen aber noch nicht. Die haben erst heute Ferien und was soll ich sagen? Endlich! Diese Ferien und doch nicht Ferienzeit ist mir verhasst, aber so ist das, wenn man die Kinder auf unterschiedlichen Schulen UND in unterschiedlichen Bundesländern hat. Das ist dann eine Herausforderung. Feste liegen hinter mir, Buffets habe ich geschafft, zumindest, die, wo keiner mehr Corona hatte und nun darf das Meer kommen. Aber bis dahin muss ich im Ferienalltag mit den Kindern noch packen. Die nächste Herausforderung also.

    Viele sommerliche GrĂĽĂźe
    Andrea – die GroĂźfamilienmama

  2. Liebe Sandra,
    Schön wieder von dir zu hören. ?
    Wir zählen auch den Countdown bis zu den Ferien. Genieße sie mit deiner lieben Familie.
    Liebe GrĂĽĂźe Luci

  3. Schön dich wieder zu lesen. Schönen Sommer und bald….Sind Ferien Ach wie freu ich mich drauf.

  4. Oh wie schön, dass du wieder da bist ?!!! Auch ich habe dich vermisst und freue mich auf weitere ermutigende Sommereinblicke!

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