Letzten Freitag konnten wir endlich feiern. Das Finale eines nicht enden wollenden Schuljahres. Das Läuten der Glocke zur ganz großen Pause. Und jede Menge Meilensteine. Manche dieser Meilensteine wogen richtig schwer. Ein Latinum zum Beispiel (mein 22-jähriges Ich, das damals krachend durch die erste Latinums-Prüfung im Studium geflogen war, war schwer erschüttert und schwankte zwischen Hochachtung und blankem Neid) und das Ende der Mittelstufe für diesen fünfzehnjährigen, gar nicht mehr kleinen Jungen. Jedes dieser Menschenkinder, die müde und dennoch glücklich vor Spaghettieis und Krokant-Becher saßen, hatte Meilensteine erreicht, die wenige Monate zuvor noch richtig schwer im Magen lagen. Persönliche Herausforderungen, kleine und große. Fiesigkeiten und Hürden, wie sie einem das Leben eben in den Weg stellt und manche davon waren veritable Grenzerfahrungen.
Wir feierten Meilensteine mit Vanilleeis und ich dachte mir, dass das wirklich jeder tun sollte. Nach einer langen Wegstrecke innehalten. Zurückschauen und Ausruhen. Meilensteine sind keine Erfolgsmesser, vielmehr sind sie Erfahrungsmesser. Wegsteine, die zum Rasten einladen. Und dann darfst du durchatmen, anschauen, was du geschafft hast, dich freuen oder traurig sein. Manchmal musst du Abschied nehmen. Weil nicht alles, was man anfängt auch Erfolg verspricht. Weil Umstände, die lange gut waren, plötzlich nicht mehr passen und es dir schwer fällt, sie nun zurückzulassen, wie zu klein Gewordenes im Altkleidersack. Gewohnheiten, Pläne, Gedanken, Sicherheiten und hin und wieder sogar Menschen, Beziehungen und Freundschaft. Manchmal hast du etwas richtig Großes geschafft, dann solltest du dir die Zeit zum Freuen und Genießen nehmen. Das passiert Menschen jeden Alters, aber wenn du Teenager im Haus hast und selbst nicht mehr zu den ganz jungen Hüpfern gehörst, dann wird es vielleicht besonders greifbar, an der ein oder anderen Stelle.
Meilensteine sind Haltepunkte. Setz dich drauf und feiere das Leben! Du hast gewagt und schon allein deshalb nie verloren. Wir feiern Geschafftes, Gewagtes, Gewonnenes und Verlorenes, ein Hoch auf das Leben und all die vielen, kleinen Schritte, die wir gehen, stolpern, hĂĽpfen dĂĽrfen! Ein Hoch auf Erreichtes, auf Erlebtes und auf all die Erfahrungen, die wir mitnehmen! Und ein Dank. NatĂĽrlich. In all dem immer ein Dank, denn es ist doch wahrhaftig ein Geschenk, dieses bunte Leben.
Ich bleibe noch ein Weilchen auf meinem Meilenstein sitzen, wenn auch für den Augenblick nur innwendig. Außenwendig renne ich wie ein aufgescheuchtes Hinkel durchs Haus und packe Taschen und Körbe und Koffer. Das Wichtigste habe ich schon- einen riesigen Stapel Bücher, ein Körbchen voll Wolle und mehrere Tuben Sonnencreme. Heute Nacht geht es los und ich bin, wie jedes Jahr, ein wenig aufgeregt vor der langen Reise. Eine Reise ist ja an sich schon immer ein eigener Meilenstein. Ich werde dir berichten, wenn möglich von dort. Aber es wird kein w-Lan geben (das empörte Aufschreien diverser Familienmitglieder hallt mir immer noch in den Ohren), also sei nicht gram, wenn es nicht klappt. Dann sitze ich auf irgendeinem Stein am brausenden Meer und schicke dir einen freundlichen Gruß. Hab es fein, bis bald.
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Kommt gut an euer Reiseziel und gute Erholung wĂĽnsche ich!