Heute ist der zweite Advent, Barbaratag, unser 12. Hochtzeitstag. Also jetzt nicht der „echte“Hochzeitstag, sondern der standesamtliche. Vor zwölf Jahren herrschte eine ähnlich klirrende Kälte und der Himmel strahlte in genau so einem klaren Blau. Ich hatte mir von diesem Tag nicht allzuviel erwartet. Es war ja nur das Standesamt und geladen hatten wir wirklich nur die engsten Freunde und Familienmitglieder. Gefeiert wurde in unserer Wohnung mit Kartoffelsuppe und kaltem Buffet, zu dem jeder Gast etwas beisteuerte. Überraschenderweise wurde es ein wirklich traumhafter Tag, fröhlich und rührselig, aufregender als gedacht und dann sehr gelöst. Ich denke so gerne an diesen 4. Dezember zurück, an liebe Menschen und alte Freunde. Daran, wie jung wir waren und voller Vorfreude auf die Zukunft. Dieser besondere Tag war wirklich eine Überraschung im aller besten Sinne.
Dabei kann ich Überraschungen eigentlich nicht wirklich leiden, alter Kontrollfreak der ich nun mal bin. Dummerweise nimmt das Leben auf dererlei mimosenhafte Befindlichkeiten gar keine Rücksicht und haut mir die Überraschungen um die Ohren, dass es nur so zischt- im Guten wie im Doofen…jeden Tag aufs Neue. Allein in dieser Woche…Überraschenderweise
- hängen wir Jahr um Jahr dieselben Adventskalender an die Wände, in mühseliger Nachtarbeit gefertigt (wir haben deswegen einen lebenslangen Streichhölzervorrat…) und die Kinder freuen sich tatsächlich Jahr um Jahr wie Bolle
- heißt die innerfamiliäre Erkenntnis des Jahres „Zeit“. Sie ist unser kostbarstes Gut, vor allem die, die wir uns füreinander nehmen. Deshalb haben wir die Schächtelchen der Großen nicht nur mit winzigen Süßigkeiten gefüllt, sondern auch mit kleinen Zeitgeschenken hier und da. Gestern gab es Lagerfeuer und Marshmallowgrillen in tiefster Dunkelheit bei minus sechs Grad. Das war einfach schön.
- ist dieser Tage meine Dampfbügelstation gestorben, nach einer kurzen aber durchaus intensiven Lebenszeit von nur drei Jahren, was genau der Garantiezeit entspricht.
- hat das fiese Ding meinen Handmixer mit in den Abgrund gerissen. Der Knethaken zerbrach in zwei Teile und wir kneten den Brotteig wieder mit der Hand
- schmeckt Kohlrabisuppe lecker
- hatte ich diese Woche viel Zeit mit meiner großen Tochter und ihren komplett vereiterten Mandeln
- nahm der Gatte aus Versehen meinen Schlüssel mit zum Büro, daran unser einziger Autoschlüssel…sein Weg zurück dauerte über zwei Stunden, weil der arme Mann auch noch in den falschen Zug stieg und im wahrsten Sinne des Wortes aufs Abstellgleis geriet…und es dauerte ein wenig, bis ich nicht mehr garstig war
- dürfen wir heute unseren Hochzeitstag feiern und gemeinsam ausgehen. Das Beste daran ist, dass ich mich um nichts kümmern musste, weder um Babysitterin noch um Tischreservierung. Ist eben doch der beste Gatte von allen
- ist Advent bisher weder sehr besinnlich noch sehr beschaulich, was mich manchmal traurig macht
- macht das gemeinsame Lesen unserer Weihnachtsklassiker immer wieder Freude
- artet Plätzchenbacken jedes Jahr wieder in Arbeit aus. Gestern haben wir die Reissleine gezogen und nun lagern im Kühlschrank noch große Klumpen Teig, die auf Verarbeitung harren. Morgen vielleicht …
- sind es kleine Adventsmomente, die einfach genügen müssen
Ich kann manchmal immer noch nicht fassen, wie bunt und eben überraschend unser gemeinsames Leben geworden ist, das wir ganz offiziell vor zwölf Jahren begonnen haben. Eine Achterbahn an Aufs und Abs, an Turbulenzen, an großem Glück und kleinen Katastrophen. Nie weiß man, was der nächste Tag bereithält und langweilig wird es ganz bestimmt nicht. Gott sei Dank! Und mich bewegt der Gedanke, dass das himmlische Kind vor 2000 Jahren eben nicht in einem durchgestylten Stall zur Welt kam, sondern in die Lebenswirklichkeit ganz realer Menschen, in deren Alltag, in deren Armseligkeit. Er will in unser echtes Leben kommen, mit all seinen Überraschungen.
Heute habe ich die Barbarazweige von unserem Kirschbaum in die Vase gestellt. Ob sie an Weihnachten blühen werden? Wer weiß….
Hallo Frau Bora!
Ich bin mal gerade von Frau Veronika herüber gehüpft.
Das sieht ja wunderschön hier aus.
Ich glaub, ich muss endlich meine gesammelte Weihnachtsdeko rausholen und in der Wohnung verteilen, vielleicht wird es dann bei mir auch so gemütlich.
Barbarazweige hatte ich auch mal, und hinterher meine grüne Schar voller Blattläuse … 🙁 seitdem blühen nur noch die „heimischen“ Gewächse, also die, die ohnehin im Heim vorhanden sind.
Vielleicht möchten Sie mich mal im Vorgarten besuchen? Ich hab sicherheitshalber die Adresse hinterlassen. Die Pforte ist offen!
Danke für den lieben Besuch! Ich bin zwar Sandra und nicht Bora, aber ich freue mich trotzdem. Schönes Wochenende
Sandra … wie bin ich denn da auf Bora gekommen?
Seltsam.
Vielleicht weil ich „bor ay“ gedacht hab …