Und, hast du schon daran gedacht deinen Beitrag fĂĽr das Trainer/Lehrer/Betreuergeschenk zu ĂĽberweisen? Alle selbstgemachten, von deinen Kindern mit Liebe und MuĂźe gestalteten Kleinigkeiten abgegeben? Sicher?! Checke mal lieber ALLE deine What’s app-Gruppen, nicht dass dir da irgendein Wichtel oder Dankgeschenk durchgesaust ist. Am Ende denkt noch jemand du wärest undankbar, dabei bist du nur ein wenig schusselig. Selten war ich innerlich so weit entfernt, von dem was man klassischer Weise unter „Adventsstimmung“ versteht, wie in dieser Woche. Zu voll der Kopf, zu viele Termine, ein Dschungel aus: ich muss noch schnell, habe ja ganz vergessen, dass…und wann werde ich eigentlich dies und jenes und ĂĽberhaupt.
Am Mittwochmorgen in aller dunkelster FrĂĽhe stĂĽrzte unser Kind mit samt Schulrucksack und Sporttasche in das Gleisbett des Bahnhofs. Nein, keine Rangelei und auch kein Handy in der Hand. Das Kind ging gedankenverloren in seinem eigenen Kopf spazieren und bemerkte nicht, dass die Bahnsteigkante längst erreicht war. Und fiel. Völlig unbemerkt vom Rest der Welt. Dem Himmel sei Dank, kam es alleine wieder heraus. Dem Himmel sei Dank, ist nur das Handgelenk gebrochen. Dem Himmel sei Dank, fuhr der Zug erst drei Minuten später ein. Den Rest der Woche habe ich viel Zeit in Notaufnahmen verbracht, in Kliniken und in Gipsräumen (jaja, doch, es war alles ein wenig kompliziert), mit organisieren und trösten und selbst tapfer sein. Vor allem aber habe ich viel Zeit mit Denken verbracht. In meinem Kopf feierten die „Was wäre wenns…“ eine fröhliche Familienparty. Was wäre, wenn der Zug gekommen wäre, was wenn nicht Hand sondern FuĂź gebrochen wäre, was wenn sich die Rucksäcke verheddert hätten…?! Die „was wäre wenns…“ sind ein äuĂźerst phantasiebegabtes Völkchen und Horrorszenarien sind quasi ihre Spezialität. AuĂźerdem sträubt sich in mir irgendwie alles, beim oft gehörten Satz: „Da hat das Kind wirklich einen Schutzengel gehabt“. Was ist mit den Kindern, die es nicht mehr rechtzeitig vom Gleis schaffen, die vom Auto erfasst werden oder von russischen Bomben getroffen? Wovon hängt es denn ab, lieber Himmel??
Die Wahrheit ist: ich weiß es nicht. Keiner weiß es. Wir können die Welt erforschen, und erfinden und enträtseln so viel wir wollen. Wirklich begreifen werden wir sie wohl erst auf der anderen Seite des Himmels. Was ich weiß: Das Leben ist ein zerbrechliches, kostbares Geschenk.
Maria und Josef mit ihrem BĂĽndel Himmel im Arm hätten wahrscheinlich die Wände des Stalls mit all ihren „Was wäre wenns…“ in den dĂĽstersten Farben tapezieren können. Was, wenn wir keinen Ort finden? Was, wenn wir hier nicht sicher sind? Was, wenn der Wolf kommt? Was, wenn wir keinen Ausweg finden, was wird mit dem StĂĽck Himmel werden? Nun ist davon rein gar nichts ĂĽberliefert. Aber von groĂźem Jubel und Dankbarkeit kann man lesen. Nicht die „Was wäre wenns…“ feierten die Party sondern die himmlischen Heerscharen und das ruppige, irdische FuĂźvolk. Der Stall als Ort zum Danken und Freuen. Trotz aller Fragen, trotz aller Ungewissheit, trotz aller ungelösten Probleme und riesigen Strapazen. Das ganze Abenteuer ein einziges Rätsel, die Ahnung von etwas wirklich GroĂźem und dem Wissen, nichts wirklich zu wissen. Dankbarkeit kann ganz schön mutig sein. Dankbarkeit ist ein Heilmittel, das nichts kostet. Der Fugenkitt des Lebens, ein Fundament, das Halt gibt und Kraft und Stärke. Sie hebt deinen Kopf und dein mutloses Herz, weitet den Blick und die Aussicht auf neue Optionen. Dankbarkeit und Liebe sind himmlische RĂĽstzeug fĂĽr das irdische Abenteuer Leben. Du rĂĽstest dich nicht, wenn erst alles gut geworden ist, wenn erst alle Probleme und Fragen und Rätsel gelöst sind. Du rĂĽstest dich, damit du bestehen kannst, trotz allen „was wäre wenns…“, trotz allem Unfertigen und FragwĂĽrdigen, trotz Weltenschmerz und Herzensnot.
Am Anfang dieser Woche freue ich mich…
dem Himmel sei Dank, dass alles gut gegangen ist, für medizinische Versorgung und Röntgengeräte und Schmerztabletten.
dem Himmel sei Dank fĂĽr gute Worte und die freundliche Kassiererin bei Aldi und Weihnachtsmandeln (okay, fĂĽr die vielleicht nicht, die Dinger sind mein Kryptonit…)
dem Himmel sei Dank für jede einzelne Spende hier, für jede Wertschätzung, jeden Kommentar, das Lesen und Teilen und gemeinsam Unterwegssein. Danke!!! Das bedeutet mir wirklich viel, ermöglicht das Schreiben und gibt ihm einen Sinn.
dem Himmel sei Dank fĂĽr den Lauf der Jahreszeiten, dass es doch noch Winter wurde, fĂĽr ein Feuer im Ofen und warme Decken, die Herdmanns und Flocken, die durch die Luft tanzen.
dem Himmel sei Dank für die Geduld und Nachsicht meiner Kinder, für Liebe und Freundlichkeit und für Eltern, die nicht müde werden Trainer/Betreuer/Lehrergeschenke zu organisieren, was für ein mühseliges Geschäft! Natürlich auch für Trainer/Betreuer und Lehrer, die sich und ihre Zeit investieren, um die Liebe zum Sport, zur Musik, zum Tanz und der Kunst weiterzugeben, was für Geschenke ihr seid!
dem Himmel sei Dank fĂĽr das Leben, dieses zerbrechliche, kostbare Geschenk!
Ich könnte die Liste noch ein gutes Weilchen fortsetzen, aber ich will dich nicht unnötig aufhalten, bestimmt hast noch einiges zu tun. What’s-app-Gruppen checken beispielsweise, drei bis fĂĽnf Wichtelgeschenke organisieren und deine Dankbarkeiten zählen.
Pass auf dich auf, bleib behĂĽtet und halt dich, Himmel noch eins, von Bahnsteigkanten fern!
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