Ein Ort zum Schenken

Letzten Montag haben wir versehentlich einen kleinen Feueralarm ausgelöst. War harmlos. Aber soviel sei gesagt: der handelsĂĽbliche deutsche Feuermelder kommt mit Weihrauch eher nicht so gut zu Recht. Unsere kleine Kommunionkinderschar studierte eifrig die Weihnachtsgeschichte (wer, wo wann, in welcher Reihenfolge), und war bei dem nicht unwichtigen Teil mit den Geschenken gelandet. Ich schätze sie waren fast erleichtert, dass es sogar im Stall schon Geschenke gab. Gold. Klar. Was um alles in der Welt ist Myrrhe? Zauberhaft der Vergleich mit Kamillentee und Zwiebelsäckchen, mit seltsam riechenden Heilmittelchen hatten alle einschlägige Erfahrungen. Und natĂĽrlich Weihrauch. Ich muss zugeben, dass unsere Weihrauchbestände schon ein wenig angestaubt und in die Jahre gekommen sind, wir räuchern jetzt nicht beständig das Haus aus. Aber immerhin konnten wir mit Hilfe der Sorten „Hl Familie“ und „Rose von Betlehem“ erfahrbar machen, was das eigentlich fĂĽr ein Geschenk war, dass dem Kind im Stall vor die Krippe gelegt wurde. Und den Feuermelder auslösen. Die Kommunionkinder waren schwer beeindruckt. Der zum Haus gehörende Vater schaute kurz rein, hustete wegen der vielen WohlgerĂĽche und fragte ob er die Feuerwehr rufen solle. Nein. Keine Gefahr, nur Geschenke.

Ich liebe Geschenke! Ich liebe es Geschenke zu schenken und ich liebe es Geschenke zu bekommen. Am liebsten sind mir die kleinen Überraschenden. Die, mit denen Du nicht rechnest und dich somit auch nicht verrechnest, die einfach eine kleine, unerwartete Freude sind. Ein Glas selbstgemachte Erdbeermarmelade vor der Türe (diesen Sommer, ich hätte heulen können vor Glück liebe Familie S.). Ein paar selbstgestrickte Socken im Briefkasten (falls Sie das lesen, liebe Frau E., die werden immer noch mit Hingabe getragen!), eine liebe Karte, ein freundlicher Gruß, eine liebevolle Geste. Es ist schon eine ganze Weile her, da überreichte mir ein lieber Mensch im Vorbeigehen eine große Tüte Malteserkugeln. Hatte beim Einkaufen daran gedacht, dass das meine Lieblingsschokolade ist, die ich mir aus genau diesem Grunde niemals selbst kaufe. Sind sie in meinem Besitz -esse ich sie umgehend auf. Eine Tüte Schokokugeln und ich denke heute noch dran. Und an den lieben Menschen.

Was fĂĽr ein groĂźes GlĂĽck, dass die drei Weisen damals nicht mit leeren Händen im Stall aufgekreuzt sind, sondern Geschenke dabei hatten. Sonst hätten wir womöglich heute gar keinen Grund einander welche zu machen. „Hmpf,“ runzelst du jetzt vielleicht die Stirn und schaust ein wenig kritisch. „Das größte Geschenk lag ja wohl in der Krippe. Konsumterror! Als hätte die Menschheit nicht schon genug unnĂĽtzen Kram in den Schränken. Geschenkeschlacht! An Weihnachten geht es ja wohl nicht um Geschenke?! In Zeiten von…“ Tja, und du hast natĂĽrlich Recht! Einerseits. Andererseits sind Geschenke groĂźartig und passen ganz hervorragend zu Weihnachten. Wir ĂĽbertreiben es nur manchmal ein wenig, schieĂźen ĂĽbers Ziel hinaus und vergessen dann, warum wir ĂĽberhaupt losgegangen sind.

Das größte Geschenk lag in der Krippe? Richtig! was für eine Liebeserklärung, was für eine Zuwendung und hei, auch eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was die Menschenkinder dringend brauchen! Wenn wir einander beschenken, dann sollte das in liebevoller Zuwendung geschehen und nicht im Konsumrausch. Mit was könnte ich wirklich eine Freude machen? Was kann dieses Menschenkind dringend gebrauchen? Nicht um es zu erziehen, nicht um es zu belehren, nicht um es zuzumüllen, nur um sich richtig zu freuen. Dann sagt dein Geschenk: du bedeutest mir wirklich etwas! Ich habe mir Gedanken gemacht, ich kenne dich und du liegst mir am Herzen. Dann kann es eigentlich weder Konsumterror noch -Rausch geben.

Ich finde, dass das Schenken etwas ist, was wir unseren Kindern beibringen sollten, wie Schuhe binden und Lesen und Schreiben. In kleinen Schritten und mit wachsender Verantwortung. Es will gelehrt werden, denn genau dann verhinderst du extreme Ausschläge- den Geiz und die Ausschweifung. Unsere Kinder wichteln sich mit Begeisterung. Für alle Geschwister Geschenke zu besorgen wäre einfach zu viel. Aber sich um den einen, der auf dem Zettel steht Gedanken zu machen, dass macht Spaß.

Wir verschenken auch in diesem Jahr wieder einige Zeit-Geschenke. Weil Zeit in einer Familie mit vielen Menschen rar und kostbar ist. Weil Zeit allein mit einem Elternteil etwas ist, was unsere Kinder dringend brauchen. Das Beste daran: im Anschluss bleibt das Erlebte im Herzen verwahrt und nimmt ĂĽberhaupt keinen Platz in irgendeinem Schrank weg.

Die Weisen hatten Geschenke dabei, um ihre Wertschätzung, ihren Dank, ihre große Freude und Ehrfurcht vor dem Wunder im Stall auszudrücken. Weihnachten ist doch wirklich eine prima Möglichkeit, genau das für unsere kleinen Alltagswunder-Ermöglicher zu tun. All jenen, die dein Leben das ganze Jahr über freundlicher, angenehmer, lustiger und bunter gestalten. Freunde und Freundinnen. Trainer und Paketbotinnen (vor denen habe ich wirklich Ehrfurcht!). Alte Tanten und nette Nachbarn. Denjenigen, die geduldig Musik und Ballett und Gesang und Kunst vermitteln. Eine schöne Karte, ein kleines Glas von Irgendwas, ein Stück Gebäck, es muss nicht viel kosten, nur in Freundlichkeit solltest du es verpacken. Letzte Woche kam ein Kärtchen hier an. Linolschnitt. Selbst gedruckt. Ich bin verzückt! Kann ich selbst leider nicht. Aber ich werde die Karte auch nach Weihnachten verwahren und in den Kalender für 2023 kleben. Habe ich mit der vom letzten Jahr auch gemacht. Und mich 365 Tage beim Durchblättern für einen Moment gefreut. Ich finde schon, dass das die Welt sehr viel heller und wärmer macht, all die kleinen, liebevollen Gesten, die sagen: ich habe es gesehen, was du für uns getan hast! Wie schön, dass du in meinem Leben bist! Danke!

An Weihnachten geht es ausschlieĂźlich um Geschenke. Um das größte Geschenk seit Menschengedenken, das jeden vorstellbaren Rahmen sprengt. Unendliche Liebe fĂĽr uns Menschenkinder, unverdient, nicht bestellbar, direkt vom Himmel. Um das Geschenk der Mitmenschlichkeit und Freundlichkeit. Gesehen werden. Wertschätzung. Kleine Zeichen und Freuden. Es geht nicht um Geld, um Konsum und ums Freikaufen, nein, darum ganz bestimmt nicht. Gerade jetzt, in Zeiten von….lass uns groĂźzĂĽgig sein, verschwenderisch mit Freundlichkeit und Liebe und Gnade! Der Himmel ist es auch!

Frohe Weihnachten, dir und deinen Lieben! Bleib behütet und gesegnet! Ich wünsche dir Tage, in denen du ausruhen kannst, loslassen und verschnaufen. Und eine Krippe, an der du ablegen kannst, was dein Jahr leicht und schwer gemacht hat, was dich getragen und was dich gedrückt hat, was dein Herz weich und was es hart gemacht hat. Bis zum nächsten Jahr! Hab es fein

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